San Sebastian – Mit leeren Händen und voller Enttäuschung kehrten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg von ihrer gescheiterten Triple-Mission zurück. Die Tränen nach dem verlorenen Champions-League-Finale waren auf dem Heimflug von Bilbao nach Braunschweig längst getrocknet, doch noch immer schmerzte die Erkenntnis: Der Henkelpokal rückt in immer weitere Ferne.
Kurz vor dem 1:3 (0:2) im Endspiel gegen den Dauersieger Olympique Lyon hatte Ralf Kellermann schon offenbart, dass der zweimalige Titelträger (2013 und 2014) kleinere Brötchen backen muss. „Wenn wir es schaffen, uns in den nächsten Jahren mit diesen großen Klubs für das Viertelfinale zu qualifizieren, dann haben wir vieles richtig gemacht“, sagte der sportliche Leiter dem Deutschlandfunk.
Im europäischen Wettrüsten hält der Dauermeister und -pokalsieger nicht mehr mit. „Manchester United gibt extrem viel Gas, Real Madrid ist jetzt mit dabei, die Italiener schlafen auch nicht“, erklärte Kellermann, der auch den vorzeitigen Abgang seiner Topspielerin verschmerzen muss. Pernille Harder zieht es zum ambitionierten englischen Meister FC Chelsea, der angeblich eine Rekordablöse von 350 000 Euro für die Dänin zahlt. Heute wird der Transfer offiziell verkündet. Auch Nationalspielerin Melanie Leupolz folgte unlängst dem Lockruf der Londoner, die sich auch schon eine Weltklassestürmerin wie Sam Kerr (Australien) leisteten. Englands Topclubs wollen mit aller Macht die Nummer eins im Frauenfußball werden: So angelte sich der zweite Champions-League-Starter Manchester City unlängst die Weltmeisterinnen Rose Lavelle und Sam Mewis (beide USA).
Gleichzeitig ist für den VfL ein gleichwertiger Ersatz für die Bundesliga-Torschützenkönigin Harder (27 Tore) nicht zu bekommen, wenn glanzvolle Namen wie der FC Barcelona, Manchester City oder Chelsea mitbieten. Auch die nationale Konkurrenz wittert Morgenluft. Konnte der VfL sich noch Allround-Supertalent Lena Oberdorf sichern, entschieden sich Offensiv-Juwele wie Klara Bühl oder Lea Schüller für Bayern München. Die Bundesliga geht am Freitag (19.15 Uhr/Eurosport) wieder los, der VfL Wolfsburg eröffnet gegen die SGS Essen die Saison.
Die „Champ7onnes“ von Branchenprimus Lyon schwebten dank der Tore von Eugenie Le Sommer (25.), Saki Kumagai (44.) und Ex-Wölfin Sara Björk Gunnarsdottir (88.) im siebten Himmel. Alexandra Popp (58.) hatte Wolfsburg nur zwischenzeitlich noch an ein Wunder glauben lassen. Den fünften Triumph in Serie, den siebten insgesamt, feierten Dzsenifer Marozsan und Co. bei aller Routine überschwänglich. Trainer Jean-Luc Vasseur verglich die Dominanz seines Vereins mit dem weißen Ballett von Real Madrid, das zwischen 1956 und 1960 fünfmal nacheinander den Europapokal der Landesmeister gewann. „Diese Spielerinnen wollten Geschichte schreiben“, sagte Vasseur. Der folgende Nachsatz durfte als Drohung verstanden werden: „Ich glaube, sie haben sie noch nicht zu Ende geschrieben.“ sid