Stuttgart – Leroy Sané, 24, ist beim FC Bayern stets gut abgeschirmt. In erster Linie hat das mit der Corona-Pandemie zu tun. Aber die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters haben sicherlich nichts dagegen, dass es vor allem während der Eingewöhnungszeit ruhig um ihren Königstransfer ist und er sich ohne Störgeräusche von außen in München einleben kann. Bei der Nationalmannschaft sieht das anders aus, zumindest am ersten Tag des Zusammentreffens in Stuttgart, wo Bundestrainer Joachim Löw seine Kicker auf das morgige Nations-League-Spiel gegen Spanien (20.45 Uhr, live im ZDF) vorbereitet. Das erste Training war für Medienvertreter und einige Zaungäste am Gelände der Stuttgarter Kickers über die volle Distanz zu beobachten. Und es geht natürlich vor allem um die Frage: Wie fit ist Leroy Sané tatsächlich ein gutes Jahr nach seinem Kreuzbandriss?
Das mit der Pünktlichkeit muss der Flügelstürmer auch bei Löw noch üben. Um 18.15 Uhr war die Einheit am Montag angesetzt, 60 Sekunden später spurtete Sané in den Mannschaftskreis, der sich um den Bundestrainer gebildet hatte. Zur Erinnerung: Auch beim ersten Mannschaftstraining in München kam der Nationalspieler einen Tick zu spät. Doch Löw nahm seinem Superstar die leichte Verspätung nicht krumm, im Gegenteil. Der 60-Jährige suchte immer wieder das Gespräch mit Sané, flachste mit ihm und tätschelte seine Schulter.
Nach dem Aufwärmen ging es mit intensiven Spielformen auf zwei Tore gleich richtig zur Sache. Die Trainingseindrücke von vor Ort: Sané war viel unterwegs, forderte unermüdlich den Ball und war immer anspielbar – aber die letzte Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit im Dribbling und Torabschluss fehlen noch. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis Sané wieder bei 100 Prozent angelangt ist. Der Spieler selbst beschreibt seinen Zustand so: „Ich denke, ich bin so bei 80 Prozent. Klar fehlen die Spiele und der Rhythmus noch. Da kommen die letzten Prozent dann noch dazu. Ich freue mich riesig auf die beiden Spiele.“
Um die 80 Prozent zu erreichen, hat Sané in den zurückliegenden Wochen viel getan. Unter anderem verzichtete er nach seinem Wechsel von Manchester City nach München auf Urlaub und ackerte während der freien Tage lieber zusammen mit Teamkollege Niklas Süle an der Säbener Straße. Erst vergangene Woche trainierte er noch spontan mit der Drittliga-Mannschaft des Rekordmeisters. „Erst der Kreuzbandriss, dann kam die Corona-Situation und am Ende noch der Wechsel zu Bayern München. Es war insgesamt ein sehr toughes Jahr, aber ein sehr, sehr gutes, um mich persönlich noch besser kennenzulernen“, findet Sané.