Djokovic spaltet das Tennis

Kriegserklärung aus New York

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Was haben wir uns gefreut – endlich wieder Live-Tennis auf höchstem Niveau. Die US Open in New York sollten die langsame Rückkehr zum Wettkampf, wie ihn die Fans kennen und lieben, einläuten. Vorbei die Monate mit ehrenhaften, aber auch zweitklassigen Regionalveranstaltungen. Vorbei die Monate, in denen sportpolitische Forderungen die Schlagzeilen bestimmten anstatt Aufschlag, Volley und Stopp. Und jetzt das.

In New York ließ Novak Djokovic eine sportpolitische Bombe platzen, die die Tennis-Welt für Monate beschäftigen wird. Der Serbe hat eine neue Spielergewerkschaft gegründet (PTPA). Diese will er als Präsident anführen. Aus dem Spielerrat der ATP ist die Nummer eins der Welt sofort ausgetreten. Um sich herum konnte Djokovic gut 50 weitere abtrünnige Profis versammeln. Die Revoluzzer posierten einträchtig auf einem Bild im Arthur-Ashe-Stadion in New York.

Ort und Zeitpunkt dieser Aktion ist ein Frontalangriff gegen seine Superstar-Kollegen Rafael Nadal und Roger Federer. Beide können derzeit nur aus der Ferne ihren Unmut über die Vorgänge im Big Apple bekunden, da der eine (Nadal) aus Corona-Angst, der andere (Federer) verletzungsbedingt nicht in die USA geflogen ist. Der Spanier und der Schweizer haben sich von der PTPA auch bereits distanziert. Dabei haben Djokovic und seine Mitstreiter in manchen Punkten sogar Recht. Aber warum platziert Djokovic das Thema gerade jetzt? Wo zwei der wichtigsten Stimmen tausende Kilometer entfernt sind?

Der 33-Jährige will den Alleingang. Nicht länger als Anhängsel der Publikumsfavoriten Nadal und Federer gelten. Sondern eigene Fußstapfen hinterlassen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Dabei lässt er aber, wie schon bei seiner unsäglichen Adria Tour, jegliches Fingerspitzengefühl vermissen. Mit dem angeblichen Bestreben nach mehr Einigkeit innerhalb der Profi-Gemeinde, sorgt er für eine noch größere Spaltung. Das muss man auch erst einmal schaffen.

Ach so: Tennis wurde bei dem Grand-Slam-Turnier im New Yorker Stadtteil Queens auch gespielt: Novak Djokovic hat mit einem beeindruckenden Auftritt Damir Dzumhur mit 6:1, 6:4, 6:1 vom Platz geschossen. „Nole“ präsentiert sich in Topform. Aber diese Nachricht geht in diesen Tagen unter.

Es handelt sich ja nur um Sport – nicht um Sportpolitik.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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