Roglic fliegt zum Sieg, Buchmann kann nicht ganz folgen

von Redaktion

„Am Ende hat mir noch ein bisschen gefehlt“, sagt der angeschlagene Bora-Kapitän – Alaphilippe weiter in Gelb

Orcières-Merlette – Emanuel Buchmann stand ausgepumpt im Ziel, im ersten Showdown der großen Tour-Favoriten hatte der noch angeschlagene Bora-Kapitän in dünner Luft an die Grenze gehen müssen. „Als es am Ende richtig schnell wurde, hat es mir einfach noch ein bisschen gefehlt“, sagte Buchmann: „Der Sturz hat auf jeden Fall etwas gekostet – der Körper muss sich einfach komplett regenerieren.“

Weil Buchmann am Ende nur neun Sekunden Rückstand auf Etappensieger Primoz Roglic kassierte, der auf 1825 m Höhe in Orcieres-Merlette den ersten Wirkungstreffer im Duell mit Titelverteidiger Egan Bernal setzte, war der Ravensburger nicht ganz unzufrieden: „Das hielt sich in Grenzen, vielleicht wird es in den nächsten Tagen besser.“

Vuelta-Sieger Roglic (Jumbo-Visma) setzte sich an einem slowenischen Festtag vor seinem Landsmann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) durch. Mit Platz fünf verteidigte der Franzose Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step) das Gelbe Trikot erfolgreich. Bernal (Kolumbien/Ineos) kam als Siebter zwar zeitgleich mit Roglic ins Ziel, der Slowene holte aber aufgrund der Zeitgutschriften zehn Sekunden auf seinen Widersacher heraus.

„Das Team hat herausragend gearbeitet. Wir müssen so weitermachen. Ich fühle mich jeden Tag ein bisschen besser“, sagte Roglic und sprach damit auch seinem deutschen Edelhelfer Tony Martin ein dickes Lob aus. Dass Roglic wie Buchmann zwei Wochen vor der Tour schwer gestürzt war, war dem früheren Junioren-Weltmeister im Skispringen kaum anzumerken.

Buchmann liegt in der Gesamtwertung auf Platz 17, hat 26 Sekunden Rückstand. Kein Drama, allerdings war gestern bedenklich, dass der Bora-Anführer im Gegensatz zu den Konkurrenten keinen Helfer mehr bei sich hatte. „Es wäre schön gewesen, noch jemanden zu haben, der einem hilft“, sagte er.

Auch Bernal wurde von seinem Team, das in den Vorjahren eine Armada war, weitgehend allein gelassen. „Das ist die Tour. Wir schauen von Tag zu Tag. Es geht darum, Energie für die letzte Phase der Tour zu sparen“, sagte er.

Buchmann hatte versucht, von Anfang an hellwach zu sein, die Kletter-Ouvertüre in den Seealpen wollte er keinesfalls unterschätzen. „Es wird richtiger Test, da kann man sich nicht mehr verstecken. Es wird keine riesigen Abstände geben, aber wenn man einen schlechten Tag hat, kann man viel Zeit verlieren“, sagte der 27-Jährige vor dem Start in Sisteron. Das Tempo seiner großen Konkurrenten konnte er dann lange mitgehen, erst am Ende fehlten die entscheidenden Körner.

Die hatte Roglic: Der Teamkollege von Tony Martin, der am Schlussanstieg lange für seinen Kapitän schuftete, untermauerte seinen Status als großer Tour-Favorit.

Ein Hauptdarsteller der ersten Etappenstunden war zuvor Nils Politt gewesen. Der Kölner vom Team Israel Start-Up Nation war vom scharfen Start weg mit fünf weiteren Fahrern ausgerissen. Politt, Paris-Roubaix-Zweiter von 2019, siegte an der Sprintwertung, lag zwischenzeitlich als Solist an der Spitze, wurde aber von den Mitausreißern wieder geschluckt.  sid

Artikel 1 von 11