Frankfurt/Main – DFL-Boss Christian Seifert wirkte fast schon staatsmännisch, als er in deutlichen Worten den Ernst der Lage im Profifußball beschrieb und kurz darauf mehr Mut zur Rückkehr der Fans in die Stadien anmahnte. „Die Organisation und Durchführung dieser Spielzeit wird um ein Vielfaches komplizierter als die Beendigung der letzten Spielzeit“, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga am Donnerstag mit Nachdruck.
„Man muss kein Philosoph und kein Prophet sein, um die Aussage zu treffen, dass dies die anspruchsvollste und schwierigste Spielzeit des professionellen Fußballs in Deutschland wird.“
Bei der knapp dreistündigen Videokonferenz schwor Seifert die Vereinsvertreter auf die weiterhin großen Herausforderungen in der Corona-Krise ein. „Die wirtschaftlich ganz harten Monate kommen erst noch“, warnte Seifert. Die DFL und ihre Clubs würden ein „Höchstmaß an Energie“ benötigen, um die kommende Saison zu bewältigen. Es bedürfe bei der Planung „Besonnenheit und Mut“. Größere Angstfreiheit in der Corona-Pandemie forderte Seifert auch von den Entscheidern in der Frage der Teilzulassung von Zuschauern ein. Die Frage, ob dies bei steigenden Corona-Infektionszahlen das richtige Zeichen wäre, sei zwar „absolut berechtigt und die muss auch gestellt werden“, sagte Seifert. Die Rückkehr von Fans könne aber auch „ein ganz wichtiges und sehr positives Zeichen sein. Ein Zeichen, dass sich tausende Menschen sehr wohl an Hygieneregeln halten wollen und halten können.“
Trotz des noch mindestens bis Ende Oktober geltenden Verbots für Sport-Großveranstaltungen warb der 51-Jährige erneut dafür, möglichst bald wieder die Arenen für eine größere Zahl von Fans zu öffnen. Um so gut es geht gewappnet zu sein, wurde das optimierte medizinisch-hygienische Arbeitsschutz-Konzept der „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ von den Vereinen gut zwei Wochen vor dem Bundesligastart einstimmig verabschiedet. Zudem dürfen die Teams in der Bundesliga und der 2. Liga auch in der kommenden Saison in allen Spielen fünf statt drei Auswechslungen vornehmen. Damit soll das Verletzungsrisiko für die Spieler minimiert werden.
Auch die kurzfristige Verlegung von Partien in andere Orte ist weiter möglich, um Spielausfälle zu vermeiden. Darüber hinaus will die DFL eine eigene Struktur für Corona-Tests schaffen, „denn die Lebensader der Bundesliga sind die Spiele“, betonte Seifert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten zuletzt entschieden, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die bis Ende Oktober Regelungen für den Umgang mit Zuschauern vorlegen soll. Aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Verfügungslage droht bis dahin ein Flickenteppich bei der Rückkehr von Fans in die Arenen. sid