Hamilton sieht bei Red Bull einen Platz für Vettel

von Redaktion

FORMEL 1 Der Weltmeister ist überzeugt, dass Max Verstappen ein starker Team-Kollege bei den Österreichern fehlt

Monza – Es fällt auf in den letzten Wochen: Immer wieder macht sich Lewis Hamilton in Interviews für Sebastian Vettel stark. Jetzt greift der britische Mercedes-Star ein Argument auf, wonach die Rückkehr seines Ex-Rivalen zu Red Bull Sinn macht. Hamilton übt dabei indirekte Kritik an Max Verstappens Teamkollegen Alex Albon. „Ich glaube, die Leute spielen es herunter, aber Red Bull hat ein sehr, sehr starkes Auto, und Max macht einen tollen Job damit“, so der Engländer. „Leider haben sie nicht zwei Fahrer wie mich und Valtteri (Bottas; d. Red.) da, und das macht es für sie schwieriger.“

Hamilton vergleicht die Situation bei Red Bull mit seiner eigenen in den Jahren 2008 und 2009, als ihn Heikki Kovalainen bei McLaren nicht ausreichend unterstützen konnte. Hamilton: „Ich habe das vor vielen Jahren erlebt, als ich bei McLaren war. Da war ich der Fahrer, der immer vorne lag und keinen Teamkollegen hatte, der mich unterstützte. Einerseits fehlen dann am Ende Konstrukteurs-Punkte. Aber man kann strategisch auch nicht mit den Autos spielen. Max ist deshalb auf sich alleine gestellt.“

Hamiltons Kommentare verstärken den wachsenden Druck auf Albon, der Verstappen 2020 weder im Qualifying noch in einem Rennen schlagen konnte. Der Thailänder hat 48 Punkte auf dem Konto, Verstappen 110. Zuletzt in Spa wurde er als Sechster kurz vor Schluss noch von Renault-Pilot Daniel Ricciardo überholt. Unsere Zeitung weiß: Auch Verstappen selbst wünscht sich mehr Unterstützung, will das in der Öffentlichkeit aber nicht fordern. Auf den zu langsamen Beifahrer angesprochen, sagt er deshalb nur: „Ich brauche keinen Teamkollegen, der mich antreibt.“ Die strategischen Möglichkeiten eines starken Wingman lässt er dabei bewusst außer Acht.

Doch bei den Österreichern lässt man die Kritik an Albon nicht gelten. Motorsportberater Helmut Marko zu unserer Zeitung: „Ich verstehe die negative Einstellung gegenüber Albon überhaupt nicht.“ Der Grazer hat denn auch gleich eine Entschuldigung für seine Nummer zwei parat. „Weil die Windkanal-Werte zu Beginn der Saison nicht mit jenen in der Realität übereingestimmt haben, mussten wir viel ausprobieren, um das Problem in den Griff zu bekommen. Dazu gehörte auch, dass wir beide Autos mit unterschiedlichen Teilen ausgerüstet oder während der Trainings mit verschiedenen Fahrwerkseinstellungen experimentiert haben. Das hilft einem jungen Fahrer natürlich nicht unbedingt.“

Dazu komme der „F1-Kannibale“ Verstappen, dessen Spezialität es ist, Teamkollegen regelrecht aufzufressen. „Bei dem haben sich in der Vergangenheit auch schon erfahrene Siegfahrer schwergetan“, spielt Marko auf Daniel Ricciardo an. Allein: Als Ricciardo bei Red Bull an der Seite von Verstappen fuhr, war das ein Duell auf Augenhöhe. Teaminterne Crashs inbegriffen, wie in Baku 2018. Dazu kommt: 2010 konnten Vettel und Red Bull den WM-Titel nur gewinnen, weil mit Mark Webber im letzten Rennen der Saison in Abu Dhabi noch ein zweiter Red-Bull-Pilot Weltmeister werden konnte. Hauptkonkurrent Ferrari ließ seinen Titelaspiranten Alonso damals nur gegen Webber fahren und vergaß den Heppenheimer, der am Ende das Rennen gewann und den Titel holte.

Daran denkt auch Ralf Schumacher, wenn er sagt: „Red Bull muss genau analysieren, was sie wollen. Gerade sie wissen, warum zwei ähnlich starke Teamkollegen ein Vorteil sind.“ RALF BACH

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