Messi vor dem Abgang

Kein Denkmalschutz mehr für den Floh

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Können Sie sich Lionel Messi in einem anderen Trikot als im rot-blau gestreiften Jersey des FC Barcelona vorstellen? Ich auch nicht. Gut, im argentinischen Nationaltrikot erspäht man den „Floh“ hin und wieder. Wobei dort – vor allen in den großen Spielen – manchmal der Verdacht aufkommt, ein Doppelgänger schleicht als Nummer 10 über den Rasen, so viel uninspirierter sind seine Darbietungen bei den „Albiceleste“ oft im Vergleich zu seinen Auftritten bei den Katalanen.

Doch ein Verbleib in Barcelona scheint immer unwahrscheinlicher. Vater Jorge teilte unlängst mit, dass sein Sohn fest entschlossen sei, eine neue Herausforderung anzunehmen. Der Verein pocht noch auf den Vertrag, was aber wohl der Stärkung der eigenen Verhandlungsposition dient. Ein Aussitzen des Vertrages bis zum Sommer 2021 wäre die traurigste Variante. Ein Lionel Messi, der weiter für den FC Barcelona aufläuft? Nach diesem Spätsommer-Rosenkrieg kaum vorstellbar.

Jenseits von arbeitsrechtlichen Winkelzügen ist eine schnelle Trennung für beide Seiten die sinnvollste Lösung. Der FC Barcelona kann sich dann unter dem neuen Trainer Ronald Koeman neu aufstellen, und junge Spieler wie Frenkie de Jong in die erste Reihe stellen. Das wird nie möglich sein, solange die lebende Legende Messi noch mitmischt. In den letzten Jahren hat sich Barca so sehr dem System Messi unterworfen, dass die Abhängigkeit von den genialen Geistesblitzen des Argentiniers stärker ist als jemals zuvor. Diese werden aber auch bei einem vom Talent gesegneten 33-Jährigen seltener.

Für Messi wiederum bietet ein Arbeitgeberwechsel die Möglichkeit zu beweisen, dass er auch außerhalb des Barcelona-Kosmos funktioniert. Dieses sportliche Statement steht bei ihm noch aus. Im Gegensatz zu Cristiano Ronaldo, der inzwischen bei drei Mannschaften seinem Führungsanspruch als Weltklassespieler gerecht geworden ist. Daher wäre auch ein Messi-Wechsel zu Manchester City nur ein halber Befreiungsschlag. „Er funktioniert nur unter Pep Guardiola“ – würde es dort bei Erfolgen sofort heißen.

Der Sommer 2020 lief für Messi bisher bescheiden. Sportlich vom FC Bayern in der Champions League gedemütigt, gefolgt von einer ungeklärten Zukunft in Barcelona. Das Denkmal des genialen Flohs hat kleine Risse erhalten. Hoffentlich bleibt es nur bei kleinen.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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