München – Als Bub hat er das Spiel gehasst, als Trainer ist es seine Leidenschaft. Er vergleiche das Bauen eines Erfolgsteams „gerne mit einem Puzzle“, erklärte Michael Köllner zuletzt: „Als Kind hat mich das tierisch genervt. Die Teile haben nie gepasst, ich wollte am liebsten eine Schere nehmen und sie abschneiden.“ Bei 1860 lief es puzzletechnisch lange ähnlich – es fehlten nicht nur die wichtigsten Teile, sondern auch die finanziellen Mittel, um welche zu kaufen. Plötzlich ist beides da. Auch gestern war daher für Köllner ein mehr als positiver Tag.
Sein Puzzle – es fügt sich mehr und mehr zu einem stimmigen Gesamtbild. Um 13.33 Uhr gab es vom Verein die Bestätigung, dass die am Montag angekündigte Etat-Erhöhung von drei auf gut vier Millionen Euro durch ist: Die „Bayerische“, die ihr Sponsoring erhöht, sorgte für den größten Betrag (eine Million netto für zwei Jahre) – zwei Partner der Neuperlacher Versicherung kommen zusätzlich für jeweils etwa 300 000 Euro auf. Nur 27 Minuten später folgte eine Nachricht, die im 1860-Lager endgültig für Aufbruchsstimmung sorgen dürfte: Richard Neudecker, 23, wird künftig wieder den Löwen auf der Brust tragen. Nach dem Bielefelder Stephan Salger (30, Innenverteidigung) ein weiterer „Qualitätsspieler“, der Köllners junges Team nach vorne bringen könnte.
2016 hatte Neudecker seinen Ausbildungsverein ablösefrei Richtung St. Pauli verlassen. Über den Umweg Venlo kehrt der zentrale Mittelfeldspieler nun zurück. Als gestandener Profi – mit 50 Zweitligaspielen und 16 Einsätzen in der niederländischen Eredivisie in den Beinen. „In die private sowie sportliche Heimat zurückzukehren, ist ein absolutes Privileg für mich“, wird der Altöttinger in der Pressemitteilung zitiert: „Ich freue mich riesig auf die Herausforderung und werde alles geben, um der Mannschaft und den Verein zu unterstützen, erfolgreich Fußball zu spielen.“
Spitzt man die Aussage zu, kommt man dem nahe, was nicht nur Köllner mit 1860 vorschwebt, sondern auch dem Hauptsponsor, der erst kürzlich ungeniert vom Ziel 2. Liga gesprochen hatte. „Der TSV 1860 ist für uns eine Herzensangelegenheit“, erklärte nun Martin Gräfer, der Vorstand der Versicherung: „Deshalb haben wir unter dem Leitgedanken ,Mission Comeback’ unser Sponsoring signifikant und im knapp siebenstelligen Bereich erhöht, um mit dazu beizutragen, dass die Löwen in der Tabelle vorne mitspielen und (Sportgeschäftsführer) Günther Gorenzel und Michael Köllner den dafür nötigen Handlungsspielraum erhalten.“
Und wie das so ist beim Puzzlespielen: Jedes Teil ist wichtig, auch die etwas kleineren. Neben den neuen Partnern „iS2“ und „Dominic Real Estate“ habe auch Hasan Ismaik seinen Beitrag zur Etaterhöhung geleistet. Indem er seine Bereitschaft erklärte, „auf eine Anrechnung der Sponsoringleistungen auf das von ihm Ende Juni gewährte Darlehen zu verzichten“. Die Mission Comeback – sie wird von ungewohnt harmonischen Tönen begleitet.