Oberpfalz gegen Unterpfalz – mit dem neuen Titan Mertesacker

von Redaktion

FERNSEH-KRITIK

Wie heißt die Steigerung von Geisterspiel? Na klar, Geisterländerspiel. Gegenüber einem normalen Kick von Joachim Löws „Die Mannschaft“ hat sich ohne Zuschauer in Sachen Stimmung nichts geändert. Es hat wie immer „gedodlt“ (wirkte leblos), wie wir in Bayern sagen. Und so wurde auch gestern im Zweiten nicht klar, warum ARD und ZDF für die Rechte an der ominösen „Naischens Lieg“ bis zu 122 Millionen Euro verjubelt haben. Udo Jürgens hätte gesungen: „Warum nur, warum, muss alles so sein?“

– Endlich wieder Länderspiele: Mit diesem Satz hat der neue ZDF-Experte Per Mertesacker vorab Reklame für sein Debüt gemacht. Und man muss sagen: Mit seiner ersten Analyse lag der Kahn-Nachfolger schon mal falsch. Denn die meisten Fans haben es 289 Tage lang recht gut ohne Jogi ausgehalten. Und warum die Öffis kein Geld für das Champions-League-Finale der Frauen mit Wolfsburg haben, dafür aber für die Goldene UEFA-Ananas, bleibt ein Rätsel. Genauso gut könnte das Zweite den Länderpokal Oberpfalz gegen Unterpfalz übertragen, der wäre günstiger.

– Der neue Titan: Per Mertesacker hat seine Erklär-Ausbildung bei DAZN abgeschlossen und darf deshalb jetzt ins richtige Fernsehen. Das könnte gut werden, bei interessanten Spielen. Denn der Weltmeister ist nah dran am aktuellen Fußball und hat spürbar Spaß am Experten-Job. Gestern blickte er erst mal amüsiert zurück auf sein Eistonnen-Interview 2014: „Damals habe ich gesagt, für das ZDF gebe ich nie wieder ein Interview. Man kann sich auch irren im Leben.“ Sein Motto für die Nations League: „Man muss diesen Wettbewerb wirklich ernst nehmen.“ Nun gut. Die Wahrheit durfte er natürlich nicht sagen – dass sich sogar der Kreisverband der Ebersberger Ananas-Züchter über den Goldene-Ananas-Vergleich beschwert hat: „Unsere Ananasse sind vitaminreich, gesund und nützlich, im Gegensatz zur Nations League.“

– Der alte Béla: Das bisher letzte Spiel, das Béla Réthy live kommentiert hat, war das Champions-League-Finale der Triple-Bayern. Nun also „Naischens Lieg“. Die Fallhöhe war so, als hätte erst Louis Armstrong Trompete gespielt, und dann Stefan Mross. Béla mühte sich nach Kräften, konnte aber auch keinen rechten Sinn in dem dubiosen Kick erkennen. Schon bei der publikumslosen Hymne raunte er traurig: „Zehntausende hätten mitgesungen!“ Später machte er das Spiel dramatischer, als es war: „De Gea! Gut gemacht vom panischen Nationaltorwart!“ Dabei wirkte der Keeper recht entspannt. In Sachen Thiago-Transfer erkannte Erdkunde-Béla messerscharf: „Liverpool oder Manchester United. Klingt nach England.“ Ja, da spricht geografisch einiges dafür. Wir vermuten ja insgeheim: Die Öffis haben die Rechte nur gekauft, damit nicht RTL die Nations League überträgt. Und da müssen wir zugeben: Das war das viele Geld beinahe wert! JÖRG HEINRICH

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