Vor dem Tag der Corona-Wahrheit spürt Ralph Denk Lampenfieber wie bei der schlimmsten Mathe-Klausur: „Ich habe davor richtige Bauchschmerzen“, sagte der Chef des Bora-hansgrohe-Teams. Am Montag, dem ersten Ruhetag der Tour de France, werden Fahrer und Helfer (30 Personen pro Team) auf eine COVID-19-Infektion getestet – es wird sich zeigen, ob die Tour-Blase gehalten hat oder pures Chaos droht. Bei zwei positiven Tests in einem Rennstall wird das gesamte Team ausgeschlossen.
Denks Bauchschmerzen resultieren allerdings nicht einmal so sehr aus der Furcht davor, dass die Pandemie im Feld wüten könnte. „Ich glaube nicht, dass sich einer in der Abstinenz, in der wir hier leben, infiziert hat, da habe ich keine Angst“, sagt er: „Falsch positive Tests – da habe ich große Angst.“
Die gängigen PCR-Tests liefern keine 100-prozentige Trefferquote, Falschdiagnosen sind möglich – wie die Bora-Mannschaft kurz vor der Tour selbst erlebte, als sie sich wegen eines positiven Tests, der sich im Nachhinein als fehlerhaft entpuppte, vom Eintagesrennen Bretagne Classic zurückziehen musste. Und Derartiges könnte bei der Tour harte Arbeit und große Träume zerstören.
Bei einem Positivfall gibt es zwar die Chance auf eine Gegenprobe, wenngleich Denk skeptisch bleibt. „So ganz klar ist es nicht mit der B-Probe. Es ist schwammig formuliert. Da heißt es: ,Wenn die Zeit dazu da ist und wenn das Ergebnis rechtzeitig kommt.’ Ansonsten ist man raus“, sagt der 46-jährige Manager aus Raubling.