Bennett sprintet aus Sagans Schatten

von Redaktion

TOUR DE FRANCE Der Ire gewinnt Etappe und nimmt dem Ex-Teamkollegen das Grüne Trikot ab

Ile de Re – Nachdem sich Sam Bennett seinen sportlichen Lebenstraum erfüllt hatte, wurde selbst der knallharte Sprintstar ganz weich. „Ich bin im Schockzustand und total überfordert“, stammelte der Ire nach seinem ersten Etappensieg bei der Tour de France und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Sorry, ich will jetzt echt keine Heulsuse sein“, presste er hervor. „Ich habe immer davon geträumt. Ich dachte, es passiert nie. Jetzt ist es Realität geworden.“

Weil Bennett, 29, mit seinem Triumph im windumtosten Finale der zehnten Tour-Etappe auf der Atlantik-Insel Ile de Re auch seinen früheren Teamkollegen Peter Sagan das Grüne Trikot abluchste, war es ein perfekter Tag für den Quick-Step-Sprinter. Auf der Zielgeraden kämpfte der Ire seinen australischen Rivalen Caleb Ewan (Lotto-Soudal) nieder. Sagan wurde Dritter. „Es ist so eine Erleichterung“, sagte Bennett, der in der ersten Tourwoche knapp geschlagen auf die Plätze vier, zwei und drei gesprintet war.

Sechs Jahre lang war Bennett für den deutschen Bora-Rennstall gefahren, doch der setzte im Sprint klar auf den Slowaken Sagan und den deutschen Topspurter Pascal Ackermann.

Dass Bennett nun ausgerechnet gegen sein altes Team seinen größten Coup nach drei Giro- und zwei Vuelta-Etappensiegen feierte, hinterließ Genugtuung. Sagan meinte anerkennend: „Sam hat gezeigt, dass er eine Tour-Etappe gewinnen kann. Wir haben erst die Hälfte hinter uns, es gibt noch einige Chancen, das Grüne Trikot zurückzuerobern.“

Anerkennung gab es auch bei Andre Greipel: Der Routinier, der in der ersten Tour-Woche so leiden musste, sprintete erstmals mit und kam auf einen starken 6. Platz. „Es war ein kleiner Lichtblick am Ende des Tunnels nach der schweren Zeit vor der heutigen Etappe. Ich bin froh, dass ich mal wieder im Finale mitmischen konnte“, sagte der 38-Jährige.

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte Primoz Roglic ohne große Mühe. Emanuel Buchmann rollte mit fünf Minuten Rückstand ins Ziel – der in der Pyrenäen schwer geschlagene Bora-Kapitän hatte am Ruhetag seine Klassement-Ambition für hinfällig erklärt.

Beim „Insel-Hopping“ sorgte wie befürchtet auch starker Wind für Hektik im Feld. Bei einem der Stürze auf gerader Strecke kamen von den Favoriten der slowenische Laruns-Etappensieger Tadej Pogacar, Siebter des Gesamtklassements, und der drittplatzierte Franzose Guillaume Martin zu Fall.

Auch Nils Politt (Köln/Israel Start-Up Nation) stürzte, danach hielt er sich immer wieder sichtlich unter Schmerzen die Schulter und konnte in der schnellen Schlussphase das Tempo im Feld nicht mehr mitgehen. Wenig später erwischte es auch Debütant Jonas Koch.  sid Foto

Artikel 1 von 11