„Wir sind bereit für eine Tour der Frauen“

von Redaktion

Radfahrerin Lisa Brennauer über ihren großen Traum, ein Rennen durch Frankreich zu fahren

Frau Brennauer, warum gibt es keine Tour de France der Frauen?

Ich weiß es auch nicht. Wir wären bereit dafür. Ich glaube, dass es in der Zukunft so sein wird. 2022 will die ASO eine mehrtägige Rundfahrt für die Frauen ausrichten, man weiß aber noch nicht, ob sie dann Tour de France heißt.

Wie sollte eine Tour der Frauen Ihrer Meinung nach aussehen?

Wir haben bei einigen Eintagesrennen den gleichen Zielort, aber einen anderen Startort als die Männer. Ich könnte mir vorstellen, dass sich so etwas umsetzen lässt. Die Etappen müsste man nicht in voller Länge fahren. Was für uns eine extreme Rolle spielt, ist, dass wir von allem profitieren könnten – Zuschauer, Medienpräsenz, Infrastruktur. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine 14-tägige Tour wird.

Wieviel verstecktes Potenzial würde eine Tour der Frauen freisetzen?

Die Tour de France ist das größte Radrennen der Welt. Im Moment sind wir mit einem Eintagesrennen ein Teil davon. Der Frauen-Radsport ist bereit für mehr. Wir können tollen Radsport liefern, Radsport, den man anfassen kann, der Spaß macht und spannend ist, das hat man zuletzt bei La Course gesehen. Das bei einer mehrtägigen Rundfahrt zeigen zu können, das wäre ein großer Traum. Ich habe als Kind die Tour geschaut und dachte: ,Wow, da möchte ich gerne mal fahren.’ Für die jungen Mädels würde die Tour ein großes, großes Ziel bieten, das einen träumen lässt und motiviert.

Wo steht der Frauen-Radsport im Jahr 2020?

Auf jeden Fall auf dem aufstrebenden Ast. Die Entwicklung ist da. Die UCI hat mit der Women’s World Tour darauf reagiert und mit dem langsamen, aber stetigen Einführen der WorldTour-Teams. Es ist ein Prozess, es geht nach oben. Jede gute Entwicklung braucht aber ihre Zeit, um dann auch stabil zu sein. Es gibt zum Beispiel ein Mindestgehalt. Wir haben bestimmte Sicherheiten, unter anderem einen Mutterschutz, schwangere Fahrerinnen bekommen eine Gehaltsfortzahlung.

Die Männer werden bei der Tour umsorgt, werden zum Beispiel in komfortablen und modernen Bussen gefahren. Wie sieht es da bei den Frauen aus?

Ein bisschen kleiner. Wir haben nicht diese Infrastruktur. Es gibt Teams, die auch so einen großen Reisebus haben, wie man das von den Männern als Standard kennt. Bei uns haben viele Teams große Camper, in dem wir uns nach den Rennen umziehen und duschen können. Standardmäßig reisen wir zu einer Rundfahrt mit zwei Mechanikern, zwei Physiotherapeuten und zwei Sportlichen Leitern an. Beim Giro wird noch zusätzlich jemand mitkommen, der sich um die Verpflegung kümmert. Wir sind sehr professionell aufgestellt. Was man aber noch erkennen kann, ist, dass es sehr kleine Teams gibt, die das nicht bieten können.

Was macht den Radsport der Frauen für Sie besonders?

An uns kommt man normalerweise noch ziemlich nah ran, auch als Fan. Es ist nicht alles so abgeschottet, wie es bei den Männern dann doch ist. Es gibt Leute, die lieben den Frauen-Radsport auch dafür.  sid

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