„Es gab keinen Besseren“

von Redaktion

Fußball-Deutschland rühmt Franz Beckenbauer zum 75. Geburtstag

München – In seinen Analysen war er gnadenlos. Es klang verächtlich aus seinem Mund, wenn Franz Beckenbauer „Rumpelfußball“ geißelte, der ihn an „Obergiesing gegen Untergiesing“ erinnerte. Aber: Er konnte eben nicht anders. Er war einer der Größten als Spieler, hatte später auch als DFB-Teamchef, Werbe- und Medien-„Kaiser“ den Erfolg gepachtet. In den vergangenen Jahren wurde dann mehr über ihn geredet, über Beckenbauers ungeklärte Rolle bei der Affäre um das deutsche Sommermärchen 2006. Aber: Heute, an seinem 75. Geburtstag, würdigen alte Weggefährten vor allem die menschliche Seite des gebürtigen Münchners.

Bruno Labbadia, einer seiner Ex-Spieler, bezeichnete Beckenbauer als „Sensations-Menschen“. Der ehemalige Stürmer Labbadia wünscht Beckenbauer „nur das Beste“ und betonte: „Ich habe selten eine solche Persönlichkeit kennengelernt, die so klar und normal geblieben ist zu anderen Menschen.“ Das habe etwas „mit Größe zu tun“, legte sich der heutige Trainer von Hertha BSC fest.

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, sah in seinem alten Mitstreiter schon vor Jahren eine unerreichte Persönlichkeit. „Du bist der erste und beste Vertreter des FC Bayern“, huldigte der Ex-Stürmer dem vermeintlichen Alleskönner: „Wo du warst, was du auch machtest: Du hattest den ganz großen Erfolg.“ Günter Netzer schloss sich diesem Urteil vollumfänglich an. „Franz Beckenbauer ist das größte Glück des deutschen Fußballs“, so Beckenbauers früherer WM-Gefährte: „Es gab keinen Besseren vor ihm und es wird auch kein Besserer nachkommen.“

Auch Joachim Löw geriet ins Schwärmen, als die Sprache auf seinen Vorgänger als Weltmeistertrainer kam. „Franz Beckenbauer ist DIE Lichtgestalt im deutschen Fußball“, befand der Bundestrainer. Persönliche Treffen seien immer eine wahnsinnige Freude, „weil er immer eine gute Geschichte zu erzählen hat. Es ist eine große Ehre für mich, ihn zu kennen. Ich bewundere ihn.“

Das tun auch viele andere. „Er ist ein Mensch, der im Fußball eine große Vergangenheit hat, gerade auch beim FC Bayern“, schwärmte kürzlich auch Bayerns Triple-Trainer Hansi Flick. Dass Beckenbauer eine besondere Aura hat, war schnell auch Otto Rehhagel klar. „Wenn er erklärt, dass der Ball eckig ist, dann glauben ihm das alle“, sagte der Trainerguru, der beim FC Bayern mäßig erfolgreich war und deswegen 1996 einer internen Lösung weichen musste. Sie hieß: Franz Beckenbauer.

Auch für Vertreter aus Politik und Kunst steht fest, dass der gebürtige Münchner ein Tausendsassa war und ist – und trotzdem die Bodenhaftung behalten hat. „Beckenbauer ist eine geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit“, erklärte Altkanzler Gerhard Schröder. „Für das Image der Deutschen im Ausland hat er mehr geleistet als 50 Jahre Diplomatie und zehn Goethe-Institute zusammen“, sagte der Wiener Künstler André Heller. Kabarettist Ottfried Fischer scherzte: „Beckenbauer ist der Einzige, der der PDS in Bayern ein Direktmandat verschaffen könnte.“ Die linksgerichtete Partei, 2007 aufgelöst, war im Freistaat stets unter fünf Prozent geblieben.

Torhüterlegende Sepp Maier brachte das Wirken seines ehemaligen Mitspielers auf den Punkt: „Wenn der Franz aus dem Fenster springt, fällt er nach oben.“ Dorthin, wo die Sonne scheint – wie fast immer im Leben von Franz Beckenbauer.

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