München – David Alaba (28) ist gläubiger Christ und liest regelmäßig die Bibel. Folgender Vers aus dem neuen Testament (Brief an die Hebräer) dürfte dem Spieler des FC Bayern daher bekannt sein: „Lasst nicht die Geldgier euer Leben bestimmen. Gebt euch zufrieden mit dem, was ihr habt.“
Wenn man sich allerdings die Gehaltssumme vor Augen führt, die Alaba für eine vorzeitige Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrags fordert, fällt man vom Glauben ab: Der Österreicher besteht laut „Kicker“ auf ein Jahresgehalt von 25 Millionen Euro brutto und eine Vertragslaufzeit von fünf Jahren. Das entspricht einem Gesamtpaket von 125 Millionen Euro – eine Summe biblischen Ausmaßes. Die Verhandlungen mit Alaba, der neben Vater George vom 76-jährigen Israeli Pini Zahavi beraten wird, ziehen sich bereits seit Monaten.
Es gab mehrere Gesprächsrunden, unter anderem im Juli im Bogenhauser Hof in München. Damals trug Zahavi erstmals die Gehaltsvorstellungen seines Schützlings vor, woraufhin Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Hasan Salihamidzic vom Glauben abfielen. Die geforderte Summe schien ihnen in Zeiten der Corona-Pandemie schlichtweg utopisch. Der Spielerseite liegt seit geraumer Zeit ein Angebot des Vereins vor, das ein Jahresgehalt in etwas niedrigeren Sphären vorsieht, in denen sich die Top-Verdiener Manuel Neuer und Robert Lewandowski aktuell befinden.
Beide sollen 20 Millionen Euro verdienen. Sie sind aber auch die sogenannten Unterschiedsspieler im Verein, wie Neuer jüngst mit seiner Leistung im Königsklassen-Finale gegen Paris eindrucksvoll bewiesen hat. Da die Münchner Verantwortlichen für dieses Angebot trotz Corona bis an die äußerste Schmerzgrenze gegangen sind, ist es unwahrscheinlich, dass die Bayern-Bosse nachbessern. Dass ein erneutes Treffen mit Zahavi im Rahmen des Champions-League-Turniers in Lissabon ebenfalls ohne Einigung verlief, bestätigt diesen Eindruck. Schon damals war zu vernehmen, dass die Vorstellungen weit auseinander liegen. Freilich möchte der Rekordmeister seinen beliebten Abwehrchef gerne halten, aber nicht um jeden Preis. Sollten die Entscheidungsträger auf die Forderungen eingehen, würde es das Gehaltsgefüge sprengen. Bleiben sie hart, droht das Szenario, dass Alaba den Club nächsten Sommer ablösefrei verlässt – das wäre ganz nach dem Geschmack von Berater Zahavi.
Für gewöhnlich kassieren Spieler und ihre Agenten bei ablösefreien Wechseln ein ordentliches Handgeld. Im Fall von Alaba würde diese Summe ähnlich hoch sein wie das aktuell geforderte Jahreseinkommen. Angesichts der Corona-Krise und der fehlenden Einnahmen der europäischen Top-Klubs ist es so gut wie ausgeschlossen, dass Alaba noch in diesem Transfersommer wechselt.
Das sieht auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus so. „Ich glaube nicht, dass er den Club verlässt. Ich wüsste nicht, wo er hingehen sollte. Auch ausländische Top-Clubs haben wirtschaftliche Schwierigkeiten. Ich bin überzeugt, dass er bleibt“, sagte Matthäus gestern in einer Sky-Gesprächsrunde. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Ex-Profi Recht behält.