Abseits-Frust und Lob vom Gegner

von Redaktion

Mutmacher vor dem Drittligastart: 1860 auf Augenhöhe mit Frankfurt – Mölders: Torpech

VON ULI KELLNER

München – Ein Pokalspiel ohne finale Zuspitzung am Kreidepunkt? Das wollte 1860-Torwart Marco Hiller, 23, im Nebenfach Elfmeterkiller, nicht so hinnehmen. „Brust raus, Männer!“, brüllte Hiller also nach Frankfurts Doppelschlag zum 0:2, dazu wedelte er mit den Handschuhen, als wolle er seine Vorderleute in die Hälfte der Eintracht scheuchen – durchaus mit Erfolg. Die Löwen setzten dem Bundesligisten zu, auch noch in der intensiven Schlussphase. Durch einen von Phillipp Steinhart verwandelten Strafstoß (Trapp gegen Lex/78.) kam der Drittligist noch mal ran – es war der 1:2-Endstand. Und wer weiß, was losgewesen wäre, hätte zuvor der Treffer gezählt, bei dem Sascha Mölders nicht im Abseits stand, wie die TV-Kameras zweifelsfrei belegen.

„Dass wir keine Blinden sind, das wussten wir vorher“, sagte der Löwen-Kapitän, ohne einen Bezug zum bitteren Pokal-Aus mit dem in der 64. Minute irrenden Schiedsrichter herzustellen: „Das hat jetzt nichts mit dem Spiel gegen die Eintracht zu tun. Wir haben schon letzte Woche im Totopokal-Finale gegen Würzburg ordentlich gespielt.“ Trotzdem: So ganz konnte Mölders seinen Ärger über die Fehlentscheidung nicht verbergen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich im Abseits stehe“, sagte er mit hörbarem Frust: „Das wurde mir auch bestätigt. Natürlich ist das bitter. Es wäre das 2:1 zu einem günstigen Zeitpunkt gewesen. Vielleicht wäre es noch mal ein ganz anderes Spiel geworden.“

Wobei das Spiel an sich mehr als ein Mutmacher war, eine Woche vor dem Punktspielstart beim SV Meppen. „Wenn wir so in der 3. Liga spielen, dann ist mir nicht bang“, bilanzierte Vizepräsident Hans Sitzberger, der nach dem Schlusspfiff den vielen nicht genutzten Torchancen hinterher trauerte. Hängen bleibt aber, dass Mölders und Co. nicht nur nach (regulären) Treffern einem Erstligisten und Vorjahres-Europa-League-Halbfinalisten ebenbürtig gewesen waren. „Wir haben ein super Spiel gezeigt“, lobte 1860-Coach Michael Köllner die Seinen: „Es wäre mehr drin gewesen. Das ist das, was einen im Nachhinein immer ärgert. Aber wir haben eine starke Leistung geboten. Ich habe einen großen Respekt davor, was die Mannschaft heute auf den Platz gebracht hat.“

Klammert man die beiden Gegentore aus (Silva 51., Dost, 56.), hat speziell die neue Innenverteidigung sehr solide Abwehrarbeit auf den Platz gebracht. Umschüler Quirin Moll an der Seite des Ex-Arminen Stephan Salger – ein Tandem, das Ruhe, Übersicht und eine taugliche Spieleröffnung vereint. Dennis Erdmann auf der Sechs fiel ab, auch Erik Tallig kann mehr. Viel frischen Wind brachte der dritte Neulöwe, der in der 60. Minute eingewechselte Richard Neudecker. Doch all das verblasste gegen den Auftritt des unverwüstlichen Einzelkämpfers an vorderster Front.

Das Spätwerk des verhinderten Torschützen Mölders – auch im Detail respektabel. So zumindest schilderte das Martin Hinteregger, der sich mit dem 35 Jahre alten Kultlöwen packende Duelle geliefert hatte. „Sascha ist ein sehr cleverer Spieler, der sich richtig gut bewegt und stark antizipiert“, lobte der Abwehrchef der Eintracht: „Ihm fehlt mittlerweile zum Glück etwas die Schnelligkeit, sodass ich ihn öfters einholen konnte – sonst wäre es brenzlig geworden. Aber er weiß genau, wo er stehen muss.“ Ein Pauschallob für das kämpfende Löwen-Kollektiv gab es dafür von Adi Hütter, dem Frankfurter Trainer. „Kompliment an 1860. Sie haben es gut gemacht und uns von Anfang an vor Probleme gestellt“, sagte Hütter, um nüchtern an das Ziel des K.o.-Wettbewerbs zu erinnern: „Im Pokal geht es darum, eine Runde weiterzukommen – das haben wir Gott sei Dank geschafft. Es bringt nichts, schön zu spielen und auszuscheiden.“

Schlecht spielen und im Elfmeterschießen weiterkommen – nicht nur für 1860-Keeper Hiller wäre es die schönere Pointe gewesen.

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