Mugello – Es rauchte, krachte und knallte beim bitteren Ferrari-Jubiläum in Mugello – und am Ende ging Rekordjäger Lewis Hamilton als Sieger aus dem Straßenchaos in Italien hervor. Sebastian Vettel und die Scuderia dagegen schleppten sich gedemütigt ins Ziel: Beim von Massenkarambolagen geprägten Rennen in der Toskana kamen nur zwölf Autos ins Ziel, Vettel holte im knatternden SF1000 als Zehnter dennoch bloß einen WM-Punkt. Vier Zähler ergatterte Teamkollege Charles Leclerc als Achter.
Für den stolzen Rennstall hätte der 1000. Grand Prix, noch dazu auf der hauseigenen Strecke, kaum bitterer verlaufen können. Ganz vorne hielt sich Hamilton im Mercedes aus dem Chaos heraus, gewann vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und fuhr damit den 90. Sieg seiner Karriere ein. Im kommenden Rennen in Sotschi (27. September) kann er nun die Bestmarke von Michael Schumacher einstellen. „Es waren mehrere Rennen an einem Tag“, sagte Hamilton: „Diese Strecke ist der Hammer, dazu war es heiß. Das war wirklich hart.“
Dritter wurde der oft kritisierte Red-Bull-Pilot Alex Albon, der Thailänder holte damit seinen ersten Podestplatz in der Formel 1. Möglich gemacht hatte das der frühe Ausfall seines Teamkollegen Max Verstappen.
Wie schon eine Woche zuvor in Monza ergab sich auch in Mugello durch einen verrückten Rennverlauf die Chance für das Mittelfeld, seltene Erfolge einzufahren – Ferrari aber fuhr auch im fast um die Hälfte dezimierten Feld nur hinterher. Und die vor Publikum, erstmals in dieser Saison waren wenige Tausend Fans zugelassen.
Das emotionale Highlight aus Sicht der Gastgeber gab es vor dem Start. Die Sonne strahlte über Mugello, und Andrea Bocelli schmetterte die Nationalhymne. Ansonsten waren nur die ersten Meter des Rennens erfreulich.
Leclerc schoss von Startplatz fünf auf Position drei nach vorn, er lag nun direkt hinter Pole-Setter Hamilton, der seine Führung an Bottas verloren hatte. Schon nach der ersten Kurve wurde es dann unübersichtlich.
Im Zuge einer ersten Karambolage schieden Verstappen und Monza-Sensationssieger Pierre Gasly im AlphaTauri aus. Vettels Frontflügel wurde zudem zerstört, er musste sich an der Box ein neues Teil holen. Der Hesse verlor aber wenig Zeit, weil das Safety Car ausrückte und das Feld einbremste.
Wenig später wurde es wieder freigegeben, Bottas als Führender durfte den Zeitpunkt bestimmen, ab dem das Rennen wieder scharf war – und taktierte auf der Start-Ziel-Geraden lange. Im hinteren Feld staute es sich, die Fahrer wurden ungeduldig, und es kam zu einem Auffahr-Unfall. Gleich vier Autos wurden dabei zerstört. Vettel, wegen seines Boxenbesuchs zu diesem Zeitpunkt Letzter, konnte das Chaos von hinten beobachten und weiträumig umfahren. Das Rennen musste nun per Roter Flagge unterbrochen werden, die Autos parkten während der Aufräumarbeiten in der Boxengasse. Beim Neustart nahm Hamilton Revanche, ging in der ersten Kurve an Bottas vorbei.
In der Folge flogen die schwarzen Silberpfeile an der Spitze davon, niemand konnte folgen. Dahinter wurde es bitter für Ferrari. Vettel kam nur mit Mühe an Kimi Räikkönen im Alfa Romeo vorbei, danach biss er sich die Zähne an Williams-Pilot George Russell aus. Etwas weiter vorne wurde Leclerc durchgereicht.
Auf der mehr als einen Kilometer langen Start-Ziel-Geraden war der SF1000 nicht wettbewerbsfähig. Auch mehrfache Reifenwechsel und die zweite Rennunterbrechung nach einem weiteren Unfall änderten nichts. Und Ferrari wird das 1000. Rennen seiner Geschichte schnell vergessen wollen. sid