Ausreißerkönig Andersen siegt erneut

von Redaktion

TOUR DE FRANCE Sagans Abschied vom grünen Trikot – Bienenstich zwingt Pöstlberger zur Aufgabe

Champagnole – Nach dem nächsten vergeblichen Angriff auf den großen Rivalen Sam Bennett nahmen Peter Sagan und das deutsche Team Bora-hansgrohe leise Abschied vom Grünen Trikot. „Peter hat vielleicht nicht unbedingt das Glück auf seiner Seite“, bilanzierte der deutsche Etappensieger Lennard Kämna nach der drittletzten Etappe der 107. Tour de France: „Die anderen Leute sind halt auch nicht schlecht…“

Seit 2012 trug Sagan siebenmal das Maillot vert nach Paris. Seine Serie war nur kurzzeitig unterbrochen, als er 2017 disqualifiziert wurde. Am Sonntag wird er in der französischen Hauptstadt aller Voraussicht nach erstmals keinen Auftritt in Grün auf dem Podium haben.

Beim zweiten Etappensieg des Ausreißerkönigs Dänen Sören Kragh Andersen vom deutsch-lizenzierten Team Sunweb belegte der dreimalige Weltmeister am Freitag in Champagnole den neunten Platz. Sein Rückstand in der Punktewertung auf den Iren Bennett, der Achter wurde, wuchs auf der letzten Sprintetappe vor Paris auf 55 Punkte an – bei noch 70 zu vergebenen Zählern ein nur noch theoretisch aufzuholender Rückstand.

Sagan stemmte sich verzweifelt gegen das Ende seiner Ära, doch selbst im Sprint der Abgehängten hatte er das Nachsehen gegen Bennett. Kragh Andersen hatte Sagan und Bennett mit einer Attacke aus einer Fluchtgruppe düpiert und siegte als Solist.

„Sören kann halt auch richtig treten. Der ist taktisch auch schlau, es ist keine Schande, da zu verlieren“, sagte Kämna: „Es ist heute nicht optimal gelaufen.“ Luka Mezgec (Slowenien/Mitchelton-Scott) und Jasper Stuyven (Belgien/Trek-Segafredo) belegten im Ziel der 19. Etappe nach 166,5 km mit 53 Sekunden Rückstand die Plätze zwei und drei.

Kragh Andersens deutscher Teamkollege Nikias Arndt (Buchholz) wurde Sechster. „Es werden auf jeden Fall die Champagnerkorken wieder knallen und wir werden das genießen“, sagte Arndt: „Das war einer der wichtigsten Tage, die wir uns vorher auserkoren haben. Dass es so perfekt klappt, damit konnte keiner rechnen.“

Bora-hansgrohe droht derweil angesichts von Sagans Rückstand auch sein zweites großes Ziel nach dem verpassten Podestplatz für Emanuel Buchmann nicht zu erreichen. Ein Etappensieg durch Youngster Kämna hat die Mannschaft aus dem oberbayerischen Raubling immerhin auf der Habenseite.

Angesichts von 52 Punkten Rückstand vor dem Start war die Zuversicht auf eine Wende im Rennen um Grün bei Bora ohnehin gering gewesen. Maximilian Schachmann meinte: „Es ist ziemlich unmöglich, Sam Bennett dieses Trikot noch auszuziehen.“

Beim Versuch, den Rückstand zu verkleinern, investierte die Bora-Equipe anfangs viel Energie in der Nachführarbeit. Eine Fluchtgruppe hatte kurz nach dem Start das Weite gesucht, zu den Ausreißern zählte auch Max Walscheid (Neuwied/NTT Pro Cycling). Gegen den Bora-Express waren sie chancenlos.

Kämna und Co. hielten das Tempo enorm hoch, nach zwei Stunden lag der Schnitt bei knapp 50 km/h. Das Ziel der Aktion: Bennett in Schwierigkeiten bringen, im Zwischensprint distanzieren und im Idealfall sogar ganz abhängen

Dabei fehlte allerdings Lukas Pöstlberger, der aus der diesjährigen Tour aussteigen musste: Der 28-Jährige Österreicher wurde von einer Biene im Mund gestochen, zeigte eine anaphylaktische Reaktion und wurde zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht. Dort hatte es aber schnell Entwarnung gegeben.  sid

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