München – Am vertracktesten ist die Geschichte in Köln.
Die schöne, die reizvolle Seite der Geschichte ist: Leon Draisaitl, der Eishockey-Weltstar, könnte in den kommenden Monaten für die Kölner Haie spielen. Die nordamerikanische Profiliga NHL, die noch in ihrer alten Saison steckt (gerade sind die Halbfinals um den Stanley Cup vorüber) wird eine längere Pause einlegen und wohl erst 2021 wieder anfangen. Der Kölsche Jung Draisaitl, im August in der Qualifikation zu den Playoffs mit seinen Edmonton Oilers ausgeschieden, dürstet nach Spielpraxis. Er könnte sich ein paar Wochen in der Heimat, im Team mit seinen Freunden, vorstellen.
Die andere Seite der Geschichte: Nach derzeitigem Stand dürften die Kölner Haie nur 3750 Zuschauer in ihre Arena, die größte in Deutschland, lassen. Leon Draisaitl würde die Halle mit ihren 18 750 Plätzen jederzeit füllen. Die Attraktion wäre einer Minderheit vorbehalten. Ärgerlich. Die Situation, so Haie-Geschäftsführer Philipp Walter, „treibt mir die Blässe ins Gesicht“. In einer Testphase bis Ende Oktober dürfen zu Sportveranstaltungen nur 20 Prozent der Spielstätten gefüllt werden.
Am Montag steht in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wieder eine wegweisende Versammlung der Gesellschafter, also der 14 Clubs, an. Die DEL hat vor, am 13. November zu beginnen, weiß aber nicht, ob sie sich darauf einlassen soll ohne die Sicherheit, was nach dem 31. Oktober möglich sein wird. Philipp Walter erklärt es mit einem Bild: „Wir gehen über einen zugefrorenen See und wissen nicht, wie dick das Eis am anderen Ende ist. Aber wenn wir auf dem See sind, können wir nicht umkehren.“ Um den 1. Oktober herum müssten die Vereine die „Maschinerie anlaufen lassen“: Trainieren, die Importspieler einfliegen, Kurzarbeit beenden, Gehälter bezahlen, Autos und Wohnungen.
Verschiebt sie den Starttermin erneut, um die Entwicklung abzuwarten? Oder bleibt sie beim 13. November, formuliert aber noch dringlicher die Forderung nach staatlicher Hilfe? Man kann auch einfach hoffen, wie die Straubinger Chefin Gaby Sennebogen, „dass es nach Abschluss dieser sechswöchigen Probephase zu für uns positiven Änderungen der zugelassenen Zuschauerzahlen, sprich einer Erhöhung, kommt“. Aber auch sie stellt klar: Spielbetrieb mit 20 Prozent – im Fall Straubings mit 1150 statt 5650 Zuschauern wäre „nicht darstellbar“.
Gelassener ist derzeit die 3. Liga. Die 26 Clubs der Oberligen Nord und Süd weichen der 20-Prozent-Regelung aus, indem sie ihren Start vom 16. Oktober auf 6. November verlegen. Sie haben eine Zusage des Haushaltsausschusses des Bundestags, dass 80 Prozent der fehlenden Zuschauereinnahmen ausgeglichen werden – und voll wird es bei ihnen eh nur selten.
Etwas außerhalb der Sorgen-Bubble befindet sich auch der EHC München, der am Wochenende in Kitzbühel sogar ein Turnier (Red Bull Salute) spielt. Die Tageskasse ist für ihn nicht kriegsentscheidend. Von einer NHL-Pause könnten auch die Münchner profitieren: Dominik Kahun (Buffalo) würde wohl beim EHC spielen. Er trainiert ja schon mit.