Kämna als großer Lichtblick

von Redaktion

Gewinner und Verlierer der Frankreich-Rundfahrt 2020 – Weinender Roglic

GEWINNER

Tadej Pogacar: Der Slowene, der heute 22 Jahre alt wird, war der Shootingstar dieser Tour. Er gewann zwei Bergetappen und das Einzelzeitfahren zur Planche des Belles Filles in beeindruckender Dominanz. Er holte Gelb, das Bergtrikot sowie das Weiß des besten Jungprofis – ein bislang unerreichter Erfolg.

Lennard Kämna: Mit 24 Jahren auf dem Weg zu einem kompletten Rennfahrer, war Kämna der große Lichtblick aus deutscher Sicht. Nimmermüde attackierte der Kletterer, belohnte sich und sein Bora-hansgrohe-Team mit dem Etappensieg in Villard-des-Lans. Kämna gehört die Zukunft.

Die Fans: Sie mussten zittern, viele Einschränkungen hinnehmen, hielten sich aber zumeist – bei einigen schwarzen Schafen besonders in den Bergen – zumeist an die Regeln. Belohnt wurden sie mit einer verspäteten Tour, die trotz bedenklich hoher Infektionszahlen erstaunlich reibungslos über die komplette Distanz rollte.

Der Radsport: „Die Tour de France ist das wichtigste Gut für uns“, sagte Ralph Denk, Teamchef der deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe, im April, als auch der Radsport im Zuge des weltweiten Corona-Lockdowns stillstand. Der Radsport ist in hohem Maße von Sponsorengeldern abhängig, und ohne die Tour, dem wichtigsten Rennen der Welt, drohte der Verlust der wirtschaftlichen Existenzgrundlage. Am Sonntag erreichte die Tour Paris – und die Teams können aufatmen. Die Gelder fließen.

VERLIERER

Emanuel Buchmann: Auf das Podest sollte es für „Emu“ gehen, dann reiste der deutsche Hoffnungsträger nach einem Sturz angeschlagen zur Tour. Dort war Ravensburg nie wirklich konkurrenzfähig. Entsprechend angefressen reiste er ab: „Ich bin nur motiviert, es wieder besser zu machen.“

Peter Sagan: Er trat an um wieder Grün zu holen, doch das Textil war spätestens nach seiner Rempelei mit Wout van Aert und der folgenden Zurückversetzung auf der 11. Etape dahin. Teamchef Ralph Denk hatte es ein bisschen kommen sehen: „Die Vorbereitung auf Tour und Giro war eine Gratwanderung“

Ineos Grenadiers: Titelverteidiger Egan Bernal gab nach einem schweren Einbruch auf, die Altstars Chris Froome und Geraint Thomas waren erst gar nicht dabei, die alte Dominanz ging völlig verloren: Ineos, früher Sky, fuhr eine Tour zum Vergessen und muss sich neu sortieren. Daran änderte auch der Doppelsieg von Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz in La Roche-sur-Foron nichts.

Die Erben Hinaults: Romain Bardet? Gab mit Gehirnerschütterung auf. Thibaut Pinot? Strampelte schon in den Pyrenäen mit Tränen in den Augen hinterher. Vom ersten Tour-Sieg seit Bernard Hinault vor 35 Jahren waren die Gastgeber weit entfernt.

Primoz Roglic: Der Druck war groß – und Roglic zerbrach daran. Er wird lange brauchen, um diesen letztlich bemerkenswerten 2, Platz als Erfolg anzusehen. Seit den Pyrenäen trug der Slowene das Gelbe Trikot, er wirkte stark und hatte das beste Team an seiner Seite, die Feier in Paris war längst geplant. Dann kam das Zeitfahren zur Planche des Belles Filles. „Ich bin enttäuscht. Ich werde weinen“, sagte Roglic.

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