München – Heute soll sich im Doping-Prozess der Hauptangeklagte Mark S. erstmals zu den Vorwürfen äußern. Es ist geplant, dass der Anwalt des Erfurter Sportmediziners eine Erklärung verliest. Ein Überblick über den Prozess.
Wie weit ist der Prozess?
In der vergangenen Woche startete die Beweisaufnahme mit dem ersten Zeugen. Zuvor hatten sich drei der insgesamt fünf Angeklagten zu den Vorwürfen geäußert. Insgesamt sind 26 Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil könnte kurz vor Weihnachten fallen. „Meine Erwartungen an den Prozess sind nach wie vor hoch, was inhaltlich dabei herauskommt, hängt aber weiter vom Verlauf ab“, sagte Sportrechtler Michael Lehner, der den Kronzeugen Johannes Dürr anwaltlich vertrat.
Was haben die Angeklagten bisher erklärt?
Drei Angeklagte haben ihre Beteiligung an den ihnen vorgeworfenen Dopingpraktiken eingeräumt. Besonders Diana So. und Sven M. sagten umfangreich aus. Diana So. hätten vor allem Geldprobleme zu den Taten veranlasst. Die Krankenschwester gab zudem einen konkreten Einblick in den „Dopingalltag“, inklusive der Bezahlung und Problemen bei der Entsorgung der Dopingmaterialien. Der ebenfalls angeklagte Vater von S. ließ eine Erklärung verlesen, in der er betonte, nicht aus krimineller Energie oder wegen des Geldes gehandelt zu haben. Er habe seinen Sohn entlasten wollen, die Verteidigung sprach von einer „vollkommen falschen Entscheidung“. Der Vater Ansgard S., selbst Rechtsanwalt, empfinde es „als extrem kompliziert und deswegen belastend“.
Was gab es bisher Neues?
Wer auf weitere Namen beteiligter Sportler gehofft hatte, wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt enttäuscht. „Der Prozess läuft bisher wie erwartet. Die Angeklagten haben bislang manche Dinge eingeräumt, aber sehr schmallippig. Ich habe das Gefühl, sie räumen die Taten nur dann ein, wenn die Dokumente so erdrückend sind, dass es ohnehin keine andere Chance gibt“, sagte Lehner: „Aufklärungs- oder Ermittlungstendenzen sehe ich in ihrem Verhalten nicht.“ Der österreichische Chefermittler Franz Schwarzenbacher erklärte jedoch im Zeugenstand, dass die Untersuchungen zumindest in Österreich noch andauerten und weitere Personen ins Visier der Ermittler geraten seien. Diese Beschuldigten stünden jedoch nicht in direktem Bezug zu Mark S.
Was steht am Dienstag an?
Am fünften Verhandlungstag könnte es zur mit Spannung erwarteten Aussage von Mark S. kommen. Eine Erklärung ist angekündigt. Bisher hat der Hauptangeklagte während des Prozesses geschwiegen, bei einem Geständnis darf er jedoch mit einem geringeren Strafmaß rechnen. Zu Beginn seiner Untersuchungshaft hatte Mark S. kooperiert und, so Schwarzenbacher, einige Namen genannt, die „uns nicht bekannt waren“. sid