Auch Mainz feuert Trainer

Wir schreiben Ende Januar

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Auch Bundesligaclubs, die öfter verlieren als gewinnen und im unteren Drittel der Tabelle ihren Stammsitz haben, können in der Tagesschau vorkommen. Sie brauchen nur den Trainer zu wechseln. Auf diesen Reflex der Nachrichtenbranche ist Verlass. Der Rauswurf einer Führungskraft, meist verbunden mit der Präsentation eines Nachfolgers, ist als Meldung gesetzt (kommt meist in den letzten zwei, drei Minuten). Und auch wenn die öffentlich-rechtlichen Sprecher sich um eine nüchterne Tonlage bemühen – man kann doch spüren, wie ein Vorwurf mitschwingt: Fällt euch denn nichts anderes ein als immer nur das? Die Antwort darauf lautet: Tut es nicht, denn es ist ja seit Bundesligagründung 1963 so.

Dass in dieser Saison bereits nach der Winzigkeit von zwei Spielen gleich an zwei Standorten der Trainer freigestellt wurde, sollten wir allerdings nicht fehlinterpretieren als neue Dimension der Rücksichtslosigkeit im Umgang mit den Herren Übungsleitern. Denn es gelten andere Umstände. Die nun laufende Saison hat wenig von einem Neuanfang. Es gab keinen richtigen Sommer, kein Atemholen, keine Gelegenheit, sich zu sammeln. Die Corona-Krise schlug zudem auf die Personalplanungen durch. Es wurde verhalten transferiert. Man machte mit dem weiter, was man hatte. Der Vergleich zum Juli/August 2019: Damals besetzten sechs Vereine die Trainerstelle neu, es wehte frischer Wind durch die Liga. 2020 dagegen: Lediglich Hoffenheim ging mit einer Veränderung (Sebastian Hoeneß) in die Spielzeit.

Zu den Fällen Schalke und Mainz, die nun ihre Trainer entließen: Es war absehbar. David Wagner hätte wohl schon im Verlauf der 2020er-Rückrunde gehen müssen, wäre der Club auch nur ansatzweise handlungsfähig gewesen. Doch dafür hatte Schalke zu viele weitere Schauplätze (Tönnies, Finanzen). Auch in Mainz bestanden stets Zweifel an Achim Beierlorzer. Eigentlich war es ein Mysterium, was man sich von einem Coach erwartete, der kurz zuvor in Köln krachend gescheitert, aber offensichtlich so loyalitätsflexibel war, sofort bei einem Mitbewerber anzufangen. Schalke und Mainz hatten keine überzeugende Trainer – und die Clubs konnten ihnen auch nicht helfen mit einem Revirement des Kaders.

Die beiden Trainerentlassungen sind von der Art, wie man sie in normalen Spielzeiten im Winter erlebt. Man will niemandem sein Weihnachten mit einer Entlassung versauen, gibt ihm die Chance einer Neujustierung im Trainingslager – und erkennt Ende Januar dann: Hat nichts gebracht. Nur dass es diesmal Ende September geschieht.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11