Wolfgang Pichler im künstlichen Koma

von Redaktion

Der legendäre Biathlontrainer erleidet Herzinfarkt und stürzt bewusstlos vom Rad

VON MATHIAS MÜLLER

Ruhpolding – Die erschreckende Nachricht verbreitet sich gestern im Chiemgau wie ein Lauffeuer. Wolfgang Pichler (65), legendärer Biathlontrainer und gebürtiger Ruhpoldinger, erlitt Sonntagmittag einen Herzinfarkt und liegt nun im künstlichen Koma im Klinikum Traunstein. „Man kann vorsichtig optimistisch sein“, sagt sein Bruder Claus Pichler, zwölf Jahre lang Bürgermeister in der Heimatgemeinde. Die Erstversorgung am Unfallort sei hervorragend gewesen. Sein Bruder sei in besten Händen.

Pichler, der seit knapp einem Jahr für die Nachwuchsausbildung im schwedischen Wintersport zuständig ist, war am Sonntag mit einer Gruppe Sportler auf einer Radtour unterwegs. Auf einem Anstieg von Waging am See in Richtung Otting brach der 65-Jährige plötzlich zusammen und blieb bewusstlos auf der Straße liegen. Ein Sanitäter holte ihn mit Hilfe eines Defibrillators zurück ins Leben, zuvor hatten bereits Teammitglieder mit der Reanimation begonnen.

„Unsere Gedanken sind bei Wolfgang. Er ist ein großartiger Führer im schwedischen Sport mit einer enormen Leidenschaft für alles, was er unternommen hat. Jetzt sind unsere Gedanken bei ihm und wir hoffen auf eine sofortige Verbesserung“, sagte Peter Reinebo von Schwedens Olympiakomitee.

Schwedens Biathleten kommen erst nächste Woche nach Ruhpolding ins Trainingslager. Laut Hakan Blidberg, Marketing- und Kommunikationsmanager beim Biathlonverband, war keiner seiner Athleten in den Unfall involviert. Die schwedischen Eisschnellläufer sind allerdings seit Kurzem am Stützpunkt in Inzell. Womöglich war Pichler mit ihnen unterwegs, als er plötzlich kollabierte. Angedeutet hatte sich der Herzinfarkt nicht, Pichler wirkte zuletzt gesund, trainierte auf dem Rad und auf Rollskiern.

Das Nichtstun war und ist ohnehin nicht seine Sache. Im Frühjahr 2019 trat er als Nationaltrainer zurück, nur ein paar Monate später übernahm er die neue Aufgabe in Schweden. Damals sagte er: „Das Rentnerdasein war für mich ziemlich anstrengend, ich bin in der Früh aufgestanden und habe nicht gewusst, was ich tun soll.“

Geleistet hat Pichler in den vergangenen Jahrzehnten so einiges. Mit seinen Teams gewann er über die Jahre 37 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Nicht zuletzt die Jahre an der Seite von Magdalena Forsberg, sie führte er zu sechs Triumphen im Gesamtweltcup, machten ihn in Biathlonkreisen zu einer Legende. Zuletzt sorgte Pichler bei Olympia 2018 in Pyeongchang für Furore. Hanna Öberg und die Männer-Staffel gewannen jeweils Überraschungsgold. Zudem holten die Damen-Staffel und Sebastian Samuelsson Silber.

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