München – Mark Schmidt (42), im Prozess Aderlass angeklagter Arzt aus Erfurt, hat gestanden, verschiedene Sportler mit Eigenblut gedopt zu haben. „Warum, kann ich nicht sagen“, ließ der 42-Jährige gestern vor dem Landgericht München II durch seine Verteidiger erklären. „Mein Antrieb war die Liebe zum Sport“, sagte er
Er habe keinen Verdienst erzielt, die Arbeit habe ihn immer begeistert. Nach eigenen Worte verdiente er mit seiner Arztpraxis in Erfurt seinen Unterhalt. „Ich hatte einen guten Verdienst daheim“, trug einer der beiden Verteidiger vor. Offenbar war der Verdienst so gut, dass sich Schmidt in Slowenien etliche Spezialmaschinen zur Blutentnahme, zur Trennung und zum speziellen Einfrieren kaufte. Zum Preis wollte er nichts sagen.
Derweil blühte er beim Vorführen von Zentrifuge und Spezial-Schweißgerät im Sitzungssaal regelrecht auf. Die Wachtmeister mussten einen Tisch nach dem anderen heranschleppen, damit Schmidt seine gesamten Apparate aufbauen konnte. Manche schloss er auch an den Strom an, andere konnte er dem Gericht nur im Kaltmodus präsentieren. Mit heiserer Stimme, strahlendem Gesicht und zittrigen Fingern hantierte er an seiner einstigen Ausrüstung, die er so lange nicht gesehen hatte.
Vergeblich wartete Oberstaatsanwalt Kai Gräber auf weitere bekannte Sportlernamen, die Schmidt vielleicht als seine Kunden offenbaren würde. Sie hätten die Amortisierung der Spezial-Maschinen begründet. Doch auch Schmidts Anwalt Juri Goldstein erklärte später vor laufenden Kameras, dass es keine weiteren prominenten Sportlernamen gebe.
Laut Erklärung war es dem Hauptangeklagten Schmidt immer wichtig gewesen, dass den Sportlern kein persönlicher Schaden zugefügt wurde. „Doping ist an der Tagesordnung, wenn man erfolgreich sein will“, lasen die Anwälte vor. Er habe aus den Augen verloren, dass er damit dem Sport schaden könne. Seine mitangeklagten Helfer sollen nicht von ihm unter Druck gesetzt worden sein. Leid tat es ihm, dass er seinen Vater in die Vorgänge mit hereingezogen hatte.
Schmidt widersprach dem Vorwurf, die Athleten durch die Behandlung in Gefahr gebracht zu haben. Ganz im Gegenteil. Mit seiner professionellen Methode hätte er dem teil abenteuerlichen Eigendoping entgegenwirken wollen. Als er einer österreichischen Mountainbikerin ein Blut-Präparat in Pulverform verabreichte, missbrauchte er sie nicht etwa als Versuchskaninchen, sondern ging davon aus, dass dieses Produkt von höchster Qualität ist und bereits am Menschen erprobt wurde. Das Pulverpräparat hätte als Spenderblut für jeden Blutmerkmaltyp dienen sollen. Das hätte die Kosten für die Bluttransfusionen um einiges senken können. Doch die getrockneten Blutplättchen klumpten.
Der Prozess soll heute mit der Aussage des österreichischen Langläufers Johannes Dürr fortgesetzt werden. Er hatte die Enthüllung des Doping-Skandal ins Rollen gebracht. ANGELA WALSER