„Willkommen im wahren Leben“

von Redaktion

Die Tennisstars in Paris klagen über Wind, Regen und Kälte – DTB-Vize Hordorff erhebt Einspruch

München/Paris – So unterschiedlich Tennisspieler sind, in einer Eigenschaft zeigen sie sich vereint: der Kreativität der Ausreden. Bevorzugt im Misserfolg. Schläger, Bespannung, Schuhe, Mondphase – irgendeine Entschuldigung passt immer zu der dürftigen eigenen Darbietung auf dem Platz.

Ein Schauspiel ausschließlich für ambitionierte Hobbyspieler? Von wegen. Bei den French Open in Paris stellen die Stars der Szene unter Beweis, dass auch sie einfallsreiche Erklärungen für rätselhafte Leistungen parat haben. Das Lieblingsargument in der französischen Hauptstadt: das nasskalte Wetter. Auch Angelique Kerber schimpfte nach ihrer Pleite über Pariser Unbehaglichkeit.

Eine Ausrede, die Dirk Hordorff nicht gelten lässt. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt der Vizepräsident des Deutschen Tennisbundes (DTB): „Willkommen im wahren Leben. Millionen Menschen stehen jeden Morgen auf und gehen zur Arbeit. Er herrscht eben nicht immer nur eitel Sonnenschein. Und auch nicht nur immer höhere Preisgelder, Fußball-Freikarten und 30 Grad. Gerade in Zeiten einer globalen Pandemie. Das gilt auch für Tennisprofis.“ Der gebürtige Hesse befindet sich in Paris aktuell mit seinem Schützling Ricardas Berankis.

Bei Hordorff verursacht die Großwetterlage vor Ort Heimatgefühle: „Das Wetter erinnert mich an deutsche Medenspielen. Jeder Hobbyspieler kennt diese Bedingungen Sonntag morgens um 9 Uhr auf einer zugigen Anlage.“

Die Corona-Vorsorge der Franzosen empfindet er als „angemessen und akzeptabel“, die Forderung von Novak Djokovic nach mehr Tests kann der Funktionär nicht teilen. „Die Testregeln werden nicht von den Verbänden und Organisatoren gemacht, sondern liegen bei den zuständigen, regionalen Gesundheitsbehörden. Und an diese Regeln müssen wir uns halten. Wir sollten froh sein, dass wir überhaupt spielen können. Dieses Glück hat beileibe nicht jede Sportart“, macht Hordorff im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

Der serbische Superstar hatte nach einem positiven Corona-Befund einen zusätzlichen Test gefordert, um etwaige fehlerhafte Ergebnisse auszuschließen. DANIEL MÜKSCH

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