München – In dieser Woche haben die Basketballer des FC Bayern schon einmal einen Vorgeschmack davon bekommen, wie die Dinge denn laufen werden in dieser außergewöhnlichen Saison. Bis gestern Mittag war noch nicht einmal vollends geklärt, welche Zahlen denn nun maßgeblich dafür sind, ob man beim morgigen Euroleague-Auftakt gegen Olimpia Mailand (20.30 Uhr) denn nun mit oder doch ohne Fans antreten müssen wird: Das Infektionsgeschehen zwei Tage vor dem Start (kleiner als der Alarmwert 35) oder doch jenes drei Tage davor (über 35).
Später am Nachmittag legten sich die Behörden dann doch fest. Corona in München ist zu unberechenbar, das Duell mit den Lombarden wird ohne Fans stattfinden. Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic tat sich angesichts solcher Perspektiven auch entsprechend schwer, vor dem Start den Sport in den Mittelpunkt zu stellen: „Mein größter Wunsch für diese Saison ist erst, mal wieder einen ausverkauften Audi Dome zu erleben. Das hat man mal für normal gehalten. “
Doch die andere Seite wird kommen. Natürlich hat man bei den Bayern nach der schwer missratenen Vorsaison eine gehörige Portion Wut im Bauch. Mitten hinein in die Pandemie stellte der entthronte Meister bekanntlich vieles auf Null und holte neben Wunschtrainer Andrea Trinchieri auch gleich fünf neue US-Profis an Bord. So ein Umbruch braucht Zeit, erst recht als man gerade die Schlüsselposition im Spielaufbau vorrangig mit jungen Spielern wie Wade Baldwin oder Nick Weiler-Babb bestückte. Und nicht zuletzt auch Clubchef Herbert Hainer ahnte, dass Geduld vonnöten sein wird. „Wir haben den Trainer geholt, um etwas aufzubauen, diese Zeit muss man ihm geben.“ Mit anderen Worten: In dieser Saison sind Durchhänger einkalkuliert. In der nächsten hängen die Trauben dann schon höher. Was aber vor allem auf das Geschäft in der Euroleague gemünzt ist. National sind die Ambitionen der Münchner ungebrochen. Man will Alba Berlin die Basketball-Krone wieder abjagen: „Es ist doch klar, dass wir als FC Bayern um die Meisterschaft spielen wollen.“
Aber schon mittelfristig nicht nur das. Daraus machte auch Hainer keinen Hehl. „Wir wollen natürlich auch in Europa unter die ersten Basketball-Destinationen – und dafür werden wir alles tun“, betonte er. Auch die Pandemie kann daran nichts ändern. Auch wenn die Dinge die Bayern vor allem auf den Reisen durch Europa vor manche Herausforderungen stellen, sieht Hainer auch seine Basketballer finanziell und organisatorisch gut aufgestellt, um die Krise zu meistern. „Und wir werden von unseren Zielen deshalb auch nicht abweichen“, sagte er, „wenn ich mit dem Auto nach Nürnberg fahren will, dann nehme ich bei einem Stau vielleicht eine Umleitung, aber ich fahre trotzdem nach Nürnberg.“