Paris – Dritte Runde bei einem Grand-Slam-Turnier – das hatten viele Experten Daniel Altmaier schon viel früher zugetraut. Bereits mit 17, 18 Jahren galt der Kempener als eines der größten Talente im deutschen Tennis, zusammen mit Rudi Molleker sollte ihm die Zukunft gehören. Doch dann wurde Altmaier von seinem eigenen Körper gestoppt. Eine Mischung aus Bauchmuskelschmerzen und Schulterproblemen zwang ihn 2018 zu einer fast einjährigen Pause. In der Weltrangliste fiel er aus den Top 400, ehe er Anfang des vergangenen Jahres auf die Tour zurückkehrte.
Seitdem kämpft sich Altmaier Stück für Stück zurück, bis auf Platz 186 hat er es geschafft. Die Zusammenarbeit mit seinem argentinischen Trainer Francisco Yunis trägt immer mehr Früchte. „Dem Daniel traue ich einiges zu“, sagte Bundestrainer Michael Kohlmann in der vergangenen Woche am Rande des Turniers in Hamburg, als sich Altmaier in Paris noch durch die Mühlen der Qualifikation quälte.
Schon im Vorfeld der French Open hatte Altmaier auf der Challenger Tour viel Spielpraxis auf Sand gesammelt. Erfahrung, die ihm nun in Paris hilft, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Am Donnerstag gewann der 22-Jährige im Stade Roland Garros das deutsche Zweitrunden-Duell gegen Jan-Lennard Struff überraschend deutlich mit 6:3, 7:6 (7:4), 6:3 und folgte bei seinem Grand-Slam-Debüt damit US-Open-Finalist Alexander Zverev in die dritte Runde. „Wenn ich mein Spiel zusammenhabe, dann weiß ich, dass ich mithalten kann und Spieler wie Struff auch dominieren kann“, sagte Altmaier.
Der Außenseiter zeigte gegen die deutsche Nummer zwei von Beginn an eine couragierte und fast fehlerlose Leistung. Während Struff ein bisschen gehemmt wirkte, spielte Altmaier unbekümmert drauflos. Nach 40 Minuten sicherte er sich den ersten Satz gegen Struff, für den er mit 14 Jahren noch als Hittingpartner fungiert hatte.
Im zweiten Durchgang schien Struff etwas besser ins Spiel zu finden. Der Warsteiner schaffte ein frühes Break und hatte die Partie nun im Griff. Doch als er beim Stand von 5:4 zum Satzgewinn aufschlug, gab er selbst sein Service ab und verlor den Satz im Tiebreak. Nun war Altmaier nicht mehr zu stoppen. Angst vor der Niederlage? Keine Spur. „Es ist eine große Bühne, es ist ein Grand-Slam-Turnier, es geht um viel Geld und viele Punkte. Aber ich habe einfach versucht, das auszublenden“, sagte Altmaier, der vor Paris noch nie ein Match über drei Gewinnsätze bestritten hatte, bemerkenswert abgeklärt.
Weil es in der dritten Runde nun gegen den Italiener Matteo Berrettini gehen könnte, interessierte sich auf einmal auch ein Journalist aus Italien für den unbekannten Deutschen. Was denn seine Stärken seien, wurde Altmaier gefragt. „Gucken Sie sich einfach ein paar Videos mit Highlights von meinen Spielen an“, sagte Altmaier. „Ich bin eine Maschine.“ dpa