Lewandowski ausgezeichnet

Kabarett ist jetzt für die anderen

von Redaktion

HANNA RAIF

Was Robert Lewandowski von den Wahlen der Fußballbranche hält, wenn er nicht gewinnt, hat er vor vier Jahren kundgetan. Die Kurzschlussreaktion des Polen, als er bei der Liste der Weltfußballer 2016 auf Rang 16 auftauchte: Ein vor Lachen weinender Smiley sowie das Wort „Kabarett“ – als Inhalt eines Tweets. Schlechter Verlierer hieß es damals, in einem Jahr, in dem Lewandowski mit den Bayern immerhin das Double geholt und das Halbfinale der Champions League erreicht hatte. Und trotzdem 15 Plätze hinter Cristiano Ronaldo stand.

Die Zeiten haben sich geändert, geblieben aber ist Lewandowskis Wunsch nach Anerkennung seiner Einzelleistung. Die war stets top, in der abgelaufenen Triple-Saison aber tatsächlich überragend. Dass er nun, mit 32 Jahren, immerhin schon mal zu Europas Bestem gewählt wurde, ist eine Honorierung, die er sich heuer mehr als verdient hat. Wer in allen drei Wettbewerben die meisten Tore schießt, ist logischer Sieger. Da hilft Dauerbrennern wie Ronaldo und Lionel Messi nicht mal ihre Prominenz: Lewandowski hat alles überstrahlt.

Eine Marke zu werden, Imagebildung betreiben, das war zwischendurch ja mal das primäre Ziel des Bayern-Torjägers. Man kann froh sein, dass er schnell einen besseren Weg gefunden hat, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Es muss nicht Real Madrid sein, es kommt auch an, wenn man einem Club wie dem FC Bayern zum Erfolg verhilft. Als Garant für Tore, aber vor allem als Mannschaftsspieler, Top-Profi und personifizierter Wille. Lewandowskis Tränen nach dem Final-Coup von Lissabon sprachen Bände. Er lechzte nach diesem Titel, er war ihm sogar mehr wert als jede Einzelauszeichnung.

Dass das eine nun das andere bedingt, ist die Weiterführung von Lewandowskis Erfolgsstory. Und die größte Genugtuung wäre es freilich, wenn er auch Weltfußballer werden würde. Für die Durchführung der Wahl hat Karl-Heinz Rummenigge sich ja persönlich eingesetzt. Der Bayern-Boss weiß, wer Favorit ist. Vorausgesetzt, die Wahl wird nicht – wie oft – zur Kabarett-Veranstaltung.

Hanna.Raif@ovb.net

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