Keine Absage, aber erneute Verschiebung

von Redaktion

DEL wird den 13. November nicht halten können – Nur München und Bremerhaven bereit

VON GÜNTER KLEIN

München – 2. Oktober, Tag der Entscheidung für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL). Diesmal treffen sich die Gesellschafter, die Vertreter der 14 Vereine, nicht in Person, sie halten ihre Sitzung virtuell ab. Denn auf das Vorgehen im Großen und Ganzen haben sie sich schon am Montag vor einer Woche auf einer fast siebenstündigen Tagung in Frankfurt verständigt. Nun werden sie sich über die Laptops zusammenschließen und bewerten, was seitdem passiert ist.

Einen Finanzbedarf von 60 Millionen Euro hatte die DEL ermittelt und von politischer Seite Absicherung bis eben 2. Oktober gefordert. Nur mit Hilfe von außen könne man einen Start der Saison „am 13. November mit allen 14 Clubs“ (DEL-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Arnold) garantieren. Wie einer der Gesellschafter versichert, sei „viel politischer Kontakt zustande gekommen“, es gebe auch Hinweise, dass das Konjunkturprogramm mit Hilfen von bis zu 800 000 Euro pro Club leichter abzurufen sein und auch an einen Rettungsschirm für 2021 gedacht werde. Verbindlich ist freilich nichts, und die Warnung von Bundeskanzlerin Merkel, man könne bei Unachtsamkeit im Dezember Covid-19-Neuinfektionszahlen von täglich um die 19 000 haben, hat die Aussicht nicht verbessert, dass man in einer Halle mehr als 20 Prozent der Zuschauerkapazität nutzen könnte.

Der DEL genügt das nicht, dafür ist sie zu sehr von den Spieltagseinnahmen (Ticketerlöse, Catering, Merchandising) abhängig. Sie wird die Saison zum jetzigen Zeitpunkt nicht absagen, das ist Konsens der Gesellschafter. Sie wird den Ligastart erneut verschieben – ohne ein konkretes neues Datum zu nennen. Viel Spielraum bleibt aber nicht mehr. Man müsste um Weihnachten herum anfangen, um noch den Notplan durchzuziehen: Eine reguläre Saison mit 52 Spieltagen, danach aber keine Playoffs.

Der Vorteil dieses Kompromissprogramms: Die DEL würde doch noch Präsenz zeigen, zu der sie von ihrem neuen Ligasponsor (Penny) und Medienpartner Telekom (MagentaSport) verpflichtet ist, die an den meisten Standorten praktizierte Kurzarbeit für Spieler könnte bis Mitte November ausgedehnt werden (einen Monat vor Saisonbeginn muss sie aufgehoben werden), die Kosten der Clubs würden sinken.

Konfliktfrei ist diese Lösung jedoch auch nicht zu erreichen. Zwei DEL-Clubs sind dafür, den Termin 13. November zu halten: München, das eh nicht kostendeckend arbeitet und von seinem Besitzer Red Bull getragen wird, und etwas überraschend Bremerhaven, das mit den Hilfen aus dem Konjunkturprogramm fest rechnet und wohl die Zusage des Landes Bremen hat, dass es 3000 Zuschauer in seine Halle (Fassungsvermögen 4647) lassen darf. Im Vergleich dazu: Die Berliner Mercedes-Benz-Arena (14 200) müsste sich aufgrund der lokalen Vorgaben mit 1000 Fans bescheiden. Die Wolfsburg Grizzlys, die mit Volkswagen im Rücken auch ab November spielen wollten, denken nun daran, ihre Spieler zurück in Kurzarbeit zu schicken. Was die DEL befürchtet: Dass sie frohgemut beginnt und – wie es gerade der tschechischen Liga widerfährt – wegen steigender Zahlen die Hallen für Zuschauer wieder schließen muss.

Ärgerlich sind die Entwicklungen vor allem für den EHC München. Der beschäftigt seine Spieler seit Anfang August, weil er davon ausging, er müsste ab dem 6. Oktober Champions Hockey League spielen. Die CHL hat sich indes auf Mitte November vertagt. Bundestrainer Toni Söderholm, selbst als Spieler und Co-Trainer in München noch aktiv gewesen, kann die Empfindungen verstehen: „Ein Spieler muss ein Ziel und eine Richtung haben. Es ist nicht leicht, sich unter diesen Umständen von Woche zu Woche zu motivieren.“

Söderholm arbeitet nicht für die Liga, die ist autonom, sondern für den Verband, den Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Der ist nur für die Oberligen Süd und Nord zuständig, dennoch hängt auch sein Wohl und Wehe an der DEL. Auf deren Spieler ist der DEB angewiesen, wenn er bei der WM 2021 und bei den Olympischen Spielen 2022 eine wettbewerbsfähige Nationalmannschaft stellen will. „Jeder Eiskontakt ist es wichtig. Du musst deine Topspieler in deiner Topliga aufs Eis bringen“, fordert Stefan Schaidnagel, der beim DEB den Titel „Sportdirektor mit Generalverantwortung für das deutsche Eishockey“ trägt. An seinem Hausturnier, dem Deutschland Cup vom 5. bis 8. November in Krefeld, hält der Verband fest. Mit der Landesregierung NRW steht nächste Woche eine Begehung der Halle an, um eine zulässige Zahl an Zuschauern zu eruieren, und mit dem Auswärtigen Amt befindet sich der DEB im Austausch, was die Einreiseregularien für die ausländischen Gegner betrifft. Im Eishockey ist derzeit alles Politik.

Artikel 1 von 11