Lewandowski, Europas König

von Redaktion

FC Bayern stellt erstmals seit 2013 Fußballer des Jahres – auch Flick gewinnt

VON HANNA RAIF

Genf/München – Manuel Neuer hatte so eine Vorahnung. Weit vor Robert Lewandowski durfte der Keeper des FC Bayern die Bühne der RTS-Studios von Genf betreten, ausgezeichnet als bester Torhüter der Champions-League-Saison. Und er sagte: „Der eine oder andere Kollege wird ja hier gleich noch sein.“ Dabei grinste er – also derjenige, der eine knappe Stunde später seinem Teamkollegen bei der Wahl zu „Europas Fußballer des Jahres“ unterlag. Kevin de Bruyne: Zweiter. Neuer: Dritter. Lewandowski: Erster. Und damit endlich am (Zwischen-)Ziel.

„Das Wichtigste ist für mich, dem Team zu helfen – auch wenn ich es liebe, Tore zu schießen“, sagte der 32-Jährige, als er zum ersten Mal aufs Podium gerufen wurde. Da „nur“ als Stürmer der Saison 2019/20, später dann, zum krönenden Abschluss dieser fast zweistündigen Veranstaltung, kam er als aktuell bester Fußballer des Kontinents wieder. Stolz sah er aus, natürlich, bestens gekleidet, mit Fliege statt Krawatte. Und er sagte: „Es ist überragend. Ich arbeite so hart und konzentriert – und bekomme diesen Pokal. Das ist super.“ Relativ geplättet wirkte er, als er hinzufügte: „Mein Traum ist in Erfüllung gegangen.“

15 Treffer hat Lewandowski in der Spielzeit geschossen, an deren Ende der Finalsieg von Lissabon stand. Aber er sprach beim Rückblick auf die bisherige Saison seines Lebens auch den Vorrunden-Sieg gegen Tottenham sowie seine vier Treffer gegen Belgrad an. Hasan Salihamidzic sagte: „Für Robert gibt es ja grundsätzlich nur eine Bezeichnung: Weltklasse.“ Hansi Flick lobte ihn „nicht nur wegen seiner Tore, sondern wegen seiner ganzen Art, die Stürmer-Rolle zu interpretieren: Robert hat er in unserer Triple-Saison Maßstäbe gesetzt.“

2013 war Franck Ribery der letzte Bundesliga-Spieler, dem die Ehre zuteil geworden war. Der letzte Bayern-Profi, der sich die europäische Krone aufsetzte, war vor ihm Karl-Heinz Rummenigge im Jahr 1981. Der heutige Bayern-Boss hatte die Trophäe auch 1980 gewonnen, zuvor wurden Gerd Müller (1970) und Franz Beckenbauer (1972/1976) geehrt. Lewandowski steht da in einer prominenten Reihe. Historisch gesehen, aber auch aktuell.

Die Zeremonie nämlich war bestimmt von den Protagonisten, die am Tag nach dem Supercup-Sieg gegen den BVB aus München nach Genf geflogen waren. Neuer, Joshua Kimmich (bester Verteidiger) und auch Flick (bester Trainer) wurden ausgezeichnet, die Dominanz des Siegers war auch neben dem Platz erdrückend. Von einem „historischen Abend für den FC Bayern“ sprach Rummenigge. Flick grüßte vom Podium noch schnell seine Enkelkinder und sprach dann von einer „großen Ehre“. Der Dank ging ans „Team, ohne die ich es nicht geschafft hätte“. Die Bilder danach, „die Emotionen, das ist sensationell schön“.

Es war ein Tag, an dem man noch mal in Erinnerung schwelgen konnte, an Lissabon, an den großen Coup. Der Blick freilich geht aber längst nach vorne. Titelverteidigung ist das diesjährige Motto für die aktuell beste Mannschaft des Kontinents. Und für Lewandowski: Die Weltfußballer-Wahl. Noch so ein Ding, von dem er als Kind geträumt hat.

Er ist ja erst am Zwischenziel. Bei Bayern heißt’s: Weiter, immer weiter.

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