FIS knallhart: Garmisch gedemütigt

von Redaktion

Alpine Ski-WM 2025 geht nach Österreich – Neuer Bewerbungsanlauf im Gespräch

VON CHRISTIAN FELLNER

Garmisch-Partenkirchen – Beinahe flehentlich sprach Thomas Dreßen in die Kamera: „Liebe FIS, 2025 Garmisch-Partenkirchen, eine Heim-WM, bitte, bitte. Waar super!“ Die Worte des deutschen Vorzeige-Abfahrers im offiziellen Bewerbungsfilm wurden nicht erhört. Im Gegenteil: Mit aller Gnadenlosigkeit offenbarte das FIS-Council, das höchste Gremium des Skiweltverbandes, dass es nach eigenen Regeln spielt. Die WM im Februar 2025 wird Saalbach-Hinterglemm ausrichten. Die beiden anderen Kandidaten, Crans-Montana (Schweiz) und eben Garmisch-Partenkirchen, wurden gedemütigt: 12 Stimmen für die Österreicher, nur je ein Votum blieb für die anderen.

Der Mehrfach-Bewerber-Bonus stand über allem. „Die FIS zieht das knallhart durch“, urteilte Peter Fischer, der Kopf der Garmisch-Partenkirchner WM-Kampagne nach der Verkündung. Denn: „Unsere Bewerbung war keinen Deut schlechter.“ Nur darum scheint es nicht zu gehen. Das darf man aus der Deutlichkeit des Abstimmungsergebnisses schließen.

„Brutal“, entfuhr es der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU). „Offensichtlich hat nur unserer eigener Mann für uns gestimmt.“ DOSB-Präsident Alfons Hörmann, früher bekanntlich Skiverbands-Chef, sitzt im Council. Auch Maria Höfl-Riesch, die als WM-Botschafterin für ihre Heimatgemeinde aufgetreten war, empfand das Resultat als „Watsch’n, obwohl wir es Sportler ja gemeinhin gewohnt sind, mit Niederlagen umzugehen“. Sie fühle sich schon ein wenig ungerecht behandelt. „Da haben so viele Menschen so viel Mühe reingesteckt.“ Über zwei Jahre hinweg.

Im Rathaus hatte sich eine Delegation von rund 50 geladenen Gästen eingefunden, um das Prozedere zu verfolgen. Online erstmals. Die Kandidaten hatten im Vorjahr ihr Bid Book eingereicht, die zentrale Bewerbungsunterlage. Nun wurde das offizielle Video nachgereicht. „Exzellente Präsentation“, bekam jeder der Interessenten aus dem Mund von FIS-Präsident Gian Franco Kasper zu hören. Nach einer Stunde dann die Gewissheit: Am Österreichischen Skiverband mit seiner Galionsfigur Peter Schröcksnadel führt in solch einem Wettstreit dreier Skiorte eben kein Weg vorbei. Da schadet auch kein Doping-Skandal.

Während in Crans-Montana schon im Vorfeld Klarheit über eine weitere Bewerbung geherrscht hatte, braucht es in Garmisch-Partenkirchen erst einmal wieder ein Ja aus der Politik. „Wir werden uns schnell mit dem DSV und Peter Fischer zusammensetzen und das weitere Vorgehen abstimmen“, sagt Koch. Sie selbst wie auch der Verband haben signalisiert, weitermachen zu wollen. Nur muss es auch der Gemeinderat tun.

In Fischers Augen gibt es gar keine Alternative. „Wenn wir jetzt pausieren sollten, bist du weg vom Fenster“, sagt der Vorsitzende des Skiclub Garmisch sehr deutlich. Auch Fritz Dopfer, der designierte Nachfolger Fischers, steht für diesen Weg: „Wir müssen es allein schon machen, um unseren jungen Sportlern eine Perspektive zu geben.“ Seit vier Wochen ist der Ex-Rennläufer nun offiziell im Garmisch-Partenkirchner Komitee beschäftigt. „Aber da habe ich schon noch die Sportlerbrille auf.“ Am besten kann vielleicht Thomas Dreßen mit der Entscheidung leben. Der hat schließlich im vergangenen Winter beide Abfahrten gewonnen – erst das Heimrennen, dann das in Saalbach.

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