München – Live im Fernsehen, vier Spiele im Stream und teilweise im Dritten Programm, im MDR – es war keine schlechte Präsenz, die das Eishockey am Wochenende hatte.
Doch es war nur die Vortäuschung einer Normalität, die diese Sportart derzeit nicht leben kann. In Deutschland läuft (bis auf Nachwuchs- und Amateurbereich) noch keine Liga, ausgehungert stürzt sich MagentaSport, das die Rechte an der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hält, also auf ein Turnier von minderem sportlichen Wert. Beim „So geht sächsisch“-Cup in Dresden trat, der Corona-Not gehorchend, ein unhomogenes Feld vom DEL-Hauptrundensieger bis zum gerade aus der Pause zurückgekehrten Oberligisten an.
Der EHC München hätte am Samstag gegen die Eisbären Berlin spielen sollen. Doch der DEL-Rivale sagte kurzfristig ab, weil er in seinem Umfeld einen Corona-Fall hatte. Also sprang, um das Turnier zu retten, der SC Riessersee ein – zwei Tage nach Trainingsbeginn, wenn die Spieler sich erst mal an die Ausrüstung gewöhnen sollten. Kein Wunder, dass es zu diesen Ergebnissen kam: München – Weißwasser (DEL2) 9:2 (Tore: Mauer 3, Hager, Daubner je 2, Zitterbart, Kastner), Dresden (DEL2) – Riessersee (Oberliga) 8:1. Auch das „Finale“ eine klare Sache: München – Dresden 5:2 (Tore für den EHC: Hager 2, Parkes, Ehliz, Gogulla).
Nachdem am Freitag die DEL ihren Saisonstart vom 13. November wieder nach hinten verlegt hatte (um mindestens einen Monat), bekommt die Profiliga reichlich Kritik ab. Nationalspieler Moritz Müller von den Kölner Haien, Gründer der Spielervereinigung Eishockey (SVE), kritisierte: „Man hat das Gefühl, man schwebt im luftleeren Raum. Bleiben wir weiter im Winterschlafmodus? Ich hätte mir von der DEL mehr Innovation und Mut nach außen gewünscht.“ Das Hilfsgelder-Ultimatum der Liga-Gesellschafter an die Politik empfand er als unglücklich: „Ich war nicht optimistisch, dass man mit dieser Kommunikation 60 Millionen Euro an den Start bringt.“
Doch womöglich wird nicht nur die mit einer Zulassung von nur 20 Prozent der Zuschauerkapazitäten fehlende Finanzierbarkeit das Problem der höchsten Eishockeyliga, sondern die Pandemielage – und die Gefährdung des Spielbetriebs durch Ausfälle von Partien. Die Eisbären, die nicht nach Dresden reisen konnten, waren nur ein Beispiel. In Quarantäne begeben mussten sich am Wochenende auch Profi- (DEL2) – und U 20-Mannschaft des EV Landshut aufgrund „mehrerer Fälle von Infektionen“, so das das örtliche Gesundheitsamt. Ein richtiger Corona-Cluster war auch die Red-Bull-Nachwuchsakademie in Liefering bei Salzburg. 29 Infektionen, ausgehend vom U 18-Team. Die Akademie wurde vorübergehend sogar isoliert und geschlossen. Sogar Red Bull, das aufgrund seiner Finanzkraft über allen irdischen Sorgen zu stehen schien, bleibt vor Corona nicht verschont.
Für das Konzernteam in München sind die Entwicklungen in der DEL unerfreulich. Der EHC trainiert seit acht Wochen – doch frühester Termin ist die erste K.o.-Runde der Champions League (CHL) Mitte November. Gegner Ilves Tampere hat bereits Punktspiele.
Was tun – und wie reagieren, falls die DEL ihre Saison komplett absagt? Der Münchner Notplan wäre dann, quasi außer Konkurrenz in der österreichisch-italienisch-ungarisch-slowakischen Liga mitzuspielen. Die hat nur elf Clubs, einer ist immer spielfrei. Und hätte Zeit.