Andere Gesichter erwünscht

von Redaktion

Bayern in Vorfreude auf „Wohlfühloase“ Nationalmannschaft – Plan für danach: besser spielen

VON MANUEL BONKE UND HANNA RAIF

München – Die Bayern-Stars bekommen zumindest eine kurze Verschnaufpause vom DFB. Anders als ihre übrigen Nationalmannschaftskollegen, die schon gestern ihr Quartier in Köln bezogen, werden Manuel Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry erst im Laufe des heutigen Tages in der Rhein-Metropole erwartet. Lediglich Leroy Sané bleibt wegen seiner Kapselverletzung im Knie komplett in München.

Ihre erste Trainingseinheit absolvieren die Triple-Sieger am morgigen Mittwoch, beim anschließenden Testspiel gegen die Türkei (20.45 Uhr, RTL) werden sie noch geschont. DFB-Direktor Oliver Bierhoff begründete die Streicheleinheiten für die Münchner Nationalspieler gestern wie folgt: „Wir haben die Entscheidung getroffen, dass drei Spiele in Folge für Spieler mit dieser Belastung unsinnig sind. Ich habe aber auch klar gestellt, dass beide Nations-League-Spiele wichtig sind – aus sportlichen und Prestige-Gründen. Es sind wichtige Spieler für Bayern München, aber auch für uns!“ Das heißt: Drei Tage haben Neuer und Co. nun Zeit, um ihre Köpfe nach dem wilden 4:3-Sieg gegen Hertha BSC frei zu kriegen, ehe für sie am Donnerstag die Vorbereitung auf das Nations-League-Spiel am Samstag in der Ukraine startet.

Das kommt ihnen nach den anstrengenden Clubfußball-Wochen seit dem Champions-League-Turnier in Lissabon sehr gelegen. „Es ist einfach so, dass man in der aktuellen Situation und nach den Erfolgen, die man gefeiert hat, den Fuß zu früh vom Gaspedal nimmt“, versuchte Goretzka die Gründe für den jüngsten Zittersieg gegen die Berliner zu benennen. Der Nationalspieler ist überzeugt, dass die Münchner durch ihren Aufenthalt in der DFB-Wohlfühloase neuen Schwung mitnehmen: „Jetzt fahren wir zur Nationalmannschaft, gucken uns ein paar andere Gesichter an als die unseren, dann werden wir mit frischen Gedanken wieder zurückkommen und kriegen diese Lockerheit wieder auf den Platz.“

Wer hätte vor dieser mit Spielen voll gepackten Saison gedacht, dass ausgerechnet die Länderspielperioden für die Kicker gute Gelegenheiten sind, die Fußballer-Seele baumeln zu lassen? Oder um es mit den Worten von Co-Trainer Marcus Sorg zu formulieren: „Die Spieler haben richtig Bock auf die Nationalmannschaft!“

Selbst Bayern-Trainer Hansi Flick hofft auf eine Art DFB-Doping. Er übte nach dem Last-Minute-Erfolg gegen Hertha ungewohnt deutlich Kritik an seiner Mannschaft: „Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen.“ Man könnte meinen, dass Flick nach der Pleite in Hoffenheim, dem wilden Transfer-Endspurt und dem hart erkämpften Hertha-Sieg seine unruhigste Phase als Bayern-Trainer erlebt. Diese Ansicht teilt der Fußballlehrer allerdings nur bedingt: „Als wir im November übernommen haben, gab es auch viel Unruhe: Wer wird Trainer? Wie lange bleibt er? Und, und, und . . . Das war auch nicht immer ganz einfach. Aber die Dinge können wir im Trainerteam ganz gut wegstecken. Wir wissen, dass es nicht ganz so einfach wird diese Saison.“ Die Abwechslung kommt da gerade recht. Für Trainerteam, Nationalspieler und Daheimgebliebene. Thomas Müller etwa darf mit dem Training pausieren. Flicks Anordnung: „Kopf frei bekommen!“

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