Aufatmen bei Pichler: Biathlon-Coach nicht mehr im Koma

von Redaktion

Bruder Klaus: „Es besteht Hoffnung“ – Comeback möglich

München – Aufatmen im Fall Wolfgang Pichler. Der 65-Jährige, der vor rund einer Woche bei einer Radtour mit einem Herzinfarkt zusammenbrach, ist auf dem Weg der Besserung. Der Biathlontrainer aus Ruhpolding befindet sich zwar immer noch auf der Intensivstation im Krankenhaus in Traunstein, ist aber seit ein paar Tagen nicht mehr im künstlichen Koma. „Die Ärzte sind sehr zuversichtlich“, sagt sein Bruder Claus Pichler unserer Zeitung. „Es besteht Hoffnung, dass keine Folgeschäden bleiben.“

Erinnern kann sich der aktuelle Coach des schwedischen Winternachwuchs nicht an den Vorfall vergangenen Sonntag in der Nähe von Waging am See, aber er ist voll ansprechbar und hat sich bereits nach seinen Erstversorgern, deren schnelle Hilfe wohl schlimmere Auswirkungen verhinderten, erkundigt. „Er sagt auch schon wieder, was er braucht und was nicht“, erzählt Claus Pichler, zwölf Jahre lang Bürgermeister in der Heimatgemeinde der beiden Brüder. Auch das ein kleines Zeichen, dass er bald wieder ganz der Alte sein wird. Wie lange Pichler noch im Krankenhaus bleibt, ist offen und orientiert sich am Heilungsverlauf. „Das ist letztlich auch sekundär“, so Claus Pichler. „Wir sind einfach alle froh, dass es ihm so weit gut geht. Es ist eine Fügung des Schicksals, dass er noch eine zweite Chance bekommt.“

Am Kopf erlitt Pichler entgegen anderslautenden Berichten keine Verletzungen. Sein Fahrradhelm war unversehrt, im Moment des Herzinfarkts war seine Geschwindigkeit sehr gering. Ein Defibrillator holte ihn zurück ins Leben. Bei Ankunft im Krankenhaus wurden Pichler zwei Stents – kleine Röhrchen aus Metall oder Kunstfasern – eingesetzt, um die verstopften Arterien offen zu halten. Nun braucht Pichler Zeit zur Erholung.

Ein Comeback auf der Biathlon-Bühne ist zumindest nicht ausgeschlossen. Der 65-Jährige arbeitet mit einer kurzen Unterbrechung seit 1995 in Schweden, zwischen 2011 und 2014 betreute er die Russen, mittlerweile ist er für das Nationale Olympische Komitee der Skandinavier tätig. Der Ruhpoldinger gehört zu den erfolgreichsten Trainern überhaupt – unter anderem führte er die Schwedin Magdalena Forsberg zu sechs Siegen im Gesamtweltcup. Mit seinen Teams gewann Pichler 37 Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften. Nach seiner Rückkehr aus Russland zu den Schweden 2015 sorgte Pichler bei Olympia in Pyeongchang mit seiner Mannschaft für Furore (Zweimal Gold, zweimal Silber). Sogar König Carl Gustav wurde zu einem großen Fan und war in Südafrika fast immer vor Ort. MATHIAS MÜLLER

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