Götze ab jetzt in Holland

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

von Redaktion

HANNA RAIF

Es hätte Berlin sein könne, vielleicht Monaco, aber jetzt, wo es Eindhoven ist, liegt der beste Beweis dafür, dass Mario Götze das Fußballspielen nicht verlernt hat, nicht mal 150 Kilometer entfernt. „Footbonaut“ heißt der digitalisierte Trainingskäfig, in dem die Dortmunder Profis mit Zuspielen befeuert werden und blitzschnell reagieren müssen. Es wird zu Übungszwecken eingesetzt, inoffiziell aber dient das High-Tech-Gerät freilich einem internen Ranking. In diesem, so heißt es, gibt es einen so gut wie uneinholbaren Spitzenreiter. Götze ist angeblich doppelt so gut wie der Nächstbeste: Marco Reus.

Fußball wird leider nicht im Labor gespielt, sonst wäre Götze nicht nur Weltmeister-Torschütze, sondern wohl Dauer-Weltmeister. Weil in dieser Branche das Drumherum eine genauso große Rolle spielt wie alles, was auf dem Platz passiert, sieht es in der realen Welt anders aus. Der neue Mann, den die PSV Eindhoven da verpflichtet hat, wird in den niederländischen Medien als Held gefeiert, der er mal war. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er aktuell nicht mehr ist als ein erfahrener Profi mit enormem Potenzial, über den man nicht sagen kann, ob er es noch mal abrufen kann – oder eben nicht.

Erst vor wenigen Wochen horchte man auf, als Götze davon sprach „noch einmal die Champions League gewinnen“ zu wollen. Das ist ein legitimes Ziel für den Profi, der er vor sechs, sieben, acht Jahren mal war. Aber nicht für den Burschen, der er heute ist. Falsche Entscheidungen, Verletzungen, Erkrankungen sowie ein sensibler Geist haben in der Summe dazu geführt, dass man sagen kann: Eindhoven – die Eredevisie, gehobener Durchschnitt – ist für den Moment das Richtige für ihn.

Die großen Clubs haben sich nicht gemeldet, aber Götze kann sowieso stolz drauf sein, den Schritt in die zweite Reihe des Fußballs zu gehen. Anders als seine einstigen Kollegen Andre Schürrle und Benedikt Höwedes wagt er es noch mal – und hat bei der PSV nun die Möglichkeit, seine geschundene Seele aufzupäppeln, Selbstvertrauen aufzubauen und abseits des Rampenlichts fußballerisch wieder in die Spur zu finden. Er selbst nennt die Station „Übergang“ – wer weiß, was daraus wird? Man darf nicht vergessen: Götze ist erst 28 Jahre alt. Er ist halt sehr früh – vielleicht zu früh – unsterblich geworden. Auf dem Feld in Rio, nicht im Footbonauten.

Hanna.Raif@ovb.net

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