München – Türkgücü München kann also auch anders. Es war am Samstag kein Fußballspektakel wie an den ersten drei Spieltagen. So verhallte auch das vereinzelte Geklatsche im weiten Umlauf des Olympiastadions. Fans waren keine erlaubt, das hatte die Stadt kurzfristig entschieden. Eine Enttäuschung für den Verein und Geschäftsführer Max Kothny: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt von Anfang an ehrlich kommuniziert. Zuerst hieß es, dass die Inzidenzzahl drei Tage vor der Veranstaltung zählt.“ Die Münchner hatten innerhalb von 24 Stunden bereits knapp 3000 Tickets verkauft.
Auf dem perfekt gepflegten Rasen des Kulttempels bestimmte Türkgücü zunächst das Spielgeschehen. Die erste gefährliche Chance entstand nach einer schönen Kombination des kongenialen Duos Sercan Sararer und Petar Sliskovic in der 6. Minute, die Präzision fehlte jedoch. Vor dem Spiel hatte Coach Alexander Schmidt noch gesagt, dass ihm ein 1:0 lieber wäre als ein 5:4. Und so spielten seine Mannen auch. Hinten agierte der Verein von Präsident Hasan Kivran sicher, vorne fehlte die Kreativität. Selbst der Mann der letzten Wochen, Sararer, ließ sein Können nur vereinzelt aufblitzen. Einzig die modernisierte Flutlichtanlage strahlte über 90 Minuten.
Auch in der zweiten Halbzeit lief Wiesbaden früh an und presste aggressiv, Türkgücü fehlten oft die spielerischen Lösungen. Die besten Chancen vergaben dann zwei eingewechselte Spieler. Für Türkgücü knallte Marco Holz den Ball an die Latte (77.), bei den Gästen traf Benedict Hollerbach nur den Pfosten.
„Die Mannschaft hat sich bis zum Schluss gegen ein Gegentor gewehrt. Es war ein leistungsgerechtes Unentschieden“, sagte Schmidt, der auf Nachfrage mit einer Portion Ironie von einer „guten Stimmung im Stadion“ sprach. Trotz der leeren Ränge freute man sich im Verein jedoch über das Spiel an der legendären Stätte. „Das Gefühl war jetzt schon unglaublich. Das Stadion sorgt für einen unglaublichen Hall, wenn ich mir vorstelle, dass hier tausende Fans trommeln und schreien, das wäre die Krönung“, sagte Kothny.
Für die Münchner geht indes der schon jetzt gefühlt ewige Streit um den Platz im DFB-Pokal mit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) weiter. Türkgücü hat beim Bayerischen Obersten Landesgericht ein Verfahren gegen den Verband und dessen Versuch, eine Entscheidung vor einem Schiedsgericht zu erwirken, eingeleitet. „Es gibt zwischen dem BFV und Türkgücü keine wirksame Schiedsvereinbarung, erst recht nicht für einen Streit über die Meldung zum DFB-Pokal“, sagte Kothny im Gespräch mit unserer Zeitung und führte aus: „Der BFV versucht alles, egal was gegen ihn spricht, um Schweinfurt für den DFB-Pokal zu melden. Das können wir uns als gleichwertiges Mitglied nicht gefallen lassen.“ Der BFV habe vom Landgericht München „einen Elfmeter bekommen, den er nicht verwandelt hat.“
Das Landgericht hatte entschieden, dass der Verband entweder Türkgücü melden oder die Spielordnung erneut ändern muss, um eine Nominierung Schweinfurts zu legitimieren. Der Drittligist ist weiterhin zuversichtlich, als Gewinner aus dem Justiz-Streit hervorzugehen.