München – Ein bisschen, zumindest das, hat Hansi Flick in den vergangenen Tagen durchschnaufen können. Zwar sei man als Trainer „natürlich immer mit den Gedanken bei der Arbeit“, sagte der Bayern-Coach gestern. Da sich die Mannschaft für die nächste Aufgabe – dem heutigen Pokal-Erstrunden-Duell gegen den Fünftligisten 1. FC Düren – aber sowieso von selbst aufstellt, konnte auch Flick die ruhigeren Tage an der Säbener Straße für etwas Regeneration nutzen.
Dasselbe hat er freilich auch von seinen Spielern erwartet, zumindest denjenigen, die nicht mit ihren Nationalmannschaften im Einsatz waren. Thomas Müller, Jerome Boateng Alphonso Davies und Javi Martinez nämlich sollten optimalerweise „volle Akkus“ haben, denn sie werden diejenigen sein, die die Elf aus Debütanten und Amateuren heute Abend zusammenhalten sollen. „Wir müssen den Schalter wieder umlegen“, forderte Müller, der nach den zurückliegenden Stotter-Erfolgen gegen Dortmund und Berlin deutliche Kritik geübt hatte. Flick hatte sogar die Formulierung „nicht Bayern-like“ verwendet, das soll sich ab heute wieder ändern. Im Falle des erwarteten Weiterkommens stehen bis kurz vor Weihnachten 17 Pflichtbegegnungen an – ohne Länderspiele wohlgemerkt.
Dass die verlegte Erstrunden-Partie gegen Düren den Bayern terminlich nicht in den Kram passt, ist seit Wochen bekannt. Dennoch muss sie – zwei Tage vor dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld – halt gespielt werden. Flick stellt den Kick offiziell unter das Motto Debütantenball, denn neben den vier Neuzugängen Douglas Costa, Eric Maxim Choupo-Moting, Marc Roca und Bouna Sarr („Chance, sich zu zeigen“) wird auch Alexander Nübel zum ersten Mal in einem Pflichtspiel das Bayern-Trikot überstreifen. „Manu (Neuer/d.Red.) hat dafür Verständnis“, sagte Flick, der sich allerdings nicht festgelegen wollte, ob der Ex-Schalker womöglich zum Stamm-Pokal-Keeper werden wird. „Ich denke immer nur an das nächste Spiel“, sagte er. Diplomatisch gelöst. Zur Erinnerung: Pepe Reina verließ einst frustriert den Verein, weil Neuer nie freiwillig Platz machte, auch nicht im Pokal.
Obwohl Düren sich viel vorgenommen hat, ist eher von einem ruhigen Abend für Nübel auszugehen – zumindest dann, wenn seine Vordermänner ins Spiel finden. Weil Chris Richards verletzt fehlt, werden Boateng und Martinez zentral verteidigen, rechts daneben gibt Sarr seinen Einstand. Auch die Amateure Angelo Stiller sowie Jamal Musiala werden wohl auflaufen, eingespielt ist dieses Team nicht. Auch deshalb erinnerte Flick daran, dass es „mit 90 Prozent nicht gehen wird“. Generell nehme man jedes Spiel ernst, „egal ob gegen Barcelona, Dortmund oder Düren“. Und: „Auch bei den Voraussetzungen – die Nationalspieler werden nicht spielen – haben wir einen guten Kader dafür.“
Niklas Süle ist der einzige Rückkehrer, der spielen kann, der Rest bekommt zumindest bis Samstag eine kurze Pause. Die ist auch bitter nötig. „Eine riesige Aufgabe“ sei die Belastungssteuerung, sagte Flick: „Ich muss schauen, dass ich die richtigen Spieler zur richtigen Zeit aufstelle.“ Immerhin hat der Trainer laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach der Transferphase nun „gute Optionen, eine Mannschaft zusammenzustellen“. Flick ist dann zufrieden, „wenn die Neuzugänge zu 100 Prozent rausholen, was sie können“.
Die beste Gelegenheit, das zu zeigen: heute.