„Der EHC baut – und braucht Rückenwind“

von Redaktion

München enttäuscht von CHL-Absage – Zu Testspielen in Berlin sind 214 Zuschauer zugelassen

VON GÜNTER KLEIN

München – Auf den EHC München wartet eine Aufgabe. Am Freitag nach dem Training geht es auf die Reise. Ziel: Berlin. Am Samstag wird er dort spielen. Mit den Eisbären wurden zwei Spiele vereinbart, für Samstag und Sonntag. Das ist der Plan.

Da treffen sich also zwei Clubs, die es am späten Dienstagnachmittag getroffen hat: Die Champions Hockey League (CHL), für die sie sich qualifiziert hatten und die mit ihrem Sechzehntel-Finale so etwas wie das Fixdatum in den Terminkalendern gewesen war, sagte ihre Saison 2020/21 komplett ab. Die Eisbären allerdings sollen wie in der Tendenz auch Adler Mannheim und Straubing Tigers gar nicht so unfroh gewesen sein, dass dieser unter den Umständen einer Pandemie nicht gewinnbringende europäische Wettbewerb für ein Jahr ausgesetzt wird. München hingegen ließ in seinem offiziellen Statement Unzufriedenheit mit der Entscheidung durchschimmern. Zwar hätten „Gesundheit und Sicherheit höchste Priorität, dennoch bedauert der dreifache Deutsche Meister die Entscheidung aus sportlicher Sicht sehr.“

Klar, wegen der Champions League, die im Oktober ohne Gruppenphase und mit sofortigem Einstieg in die K.o.-Runde hätte beginnen sollen, war der EHC bereits Anfang August ins Eistraining eingestiegen. Zu mehr als fünf Testspielen und zwei kleineren Turnieren ist er aber nicht gekommen, die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wird, wenn überhaupt, Mitte Dezember ihren Betrieb aufnehmen. Viereinhalb Monate betrüge dann also die Vorbereitung des EHC. Die meisten anderen Clubs der DEL bieten noch gar kein Eistraining an, die Spieler sind in Kurzarbeit und haben lediglich Trainingspläne zum Fitnesserhalt bekommen.

Für die Münchner hatte die Champions League eine relativ hohe Bedeutung. 2019 erreichten sie das Finale in Göteborg, die Reise mit 600 Fans war der emotionale Höhepunkt der jungen Vereinsgeschichte. Besitzer Red Bull, auch mit dem EC Salzburg im Rennen, schätzt die internationale Sichtbarkeit der Marke. Die wirtschaftliche Potenz des Eigners sichert den EHC in diesen Zeiten ab, existenzielle Sorgen muss er sich nicht machen, die Spieler sind wohlbehütet. Allerdings weiß man in der Liga, dass seine spezielle Konstellation den EHC an anderer Stelle unter Druck setzt. „München“, gibt ein Teilnehmer aus den jüngsten Sitzungen der Liga-Gesellschafter die Stimmungslage wieder, „baut eine Halle und braucht Euphorie und Rückenwind.“

Der EHC teilt mit, er lege nun den Fokus auf die DEL-Saison, „deren Start in der zweiten Dezemberhälfte realisiert werden soll“. Das Training laufe planmäßig. Im Gegensatz zu anderen DEL-Vereinen, die Spieler gerade in die DEL2, die Oberliga (sie wollen am 6. November beginnen und haben schon Testspiele) oder in aktive ausländische Ligen verleihen, will der EHC sein Team zusammenhalten. Lediglich die Jungstars Peterka und Schütz hat er Salzburg überlassen.

Am Wochenende in Berlin wird im guten alten Wellblechpalast gespielt, zugelassen sind 214 Zuschauer. In die Mercedes-Benz-Arena dürften 1000 rein, doch dafür lohnt sich das Aufsperren nicht. Aber Minikulissen könnten zur DEL-Realität 20/21 werden. Wolfsburgs Manager Charly Fliegauf sprach sich dafür aus, neue Kalkulationen zu erstellen. Ausgehend von null Zuschauern.

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