München – „Düren spüren“, das stand gestern in großen Lettern auf dem Bus, der vor der Allianz Arena geparkt hatte. Die Zielsetzung der Gäste war klar, der Fünftligist wollte die großen Bayern ärgern. Aber obwohl diese in diesem Erstrunden-Kick des DFB-Pokals nur mittelgroß waren – oder: in B-Besetzung aufliefen –, stand am Ende ein 3:0 (2:0) für den Favoriten. Der Debütanten-Ball war also unter dem Strich: Ein Erfolg. Vor allem dank und für Eric Maxim Choupo-Moting.
Das Ergebnis war keine Überraschung, und stand an diesem ungemütlichen Abend in der leeren Allianz Arena auch nicht im Vordergrund. Vielmehr ging es Hansi Flick darum, seine Neuen zu testen, für den Ernstfall einzuspielen. Alle vier Last-Minute-Transfers hatte der Bayern-Coach aufs Feld geschickt, dazu kamen auch Alexander Nübel im Tor sowie Amateur Jamal Musiala zu ihren ersten Startelf-Einsätzen. Choupo-Moting stellte alle in den Schatten: Das 1:0 (24.) erzielte der Ersatzmann von Robert Lewandowski wie das 3:0 (75.) selbst, den Elfmeter, den Thomas Müller zum 2:0 verwandelte (36.), holte er raus. Sowas nennt man wohl einen gelungenen Einstand. Und die Bayern stehen kurz vor Heilig Abend in der zweite Runde des DFB-Pokals.
Flick hatte die Partie ursprünglich gar nicht in den Plan gepasst, aber er machte das Beste draus. „Wir schauen genau hin“, kündigte der 55-Jährige vor Anpfiff an, er war während der 90 Minuten auch aktiv, gab immer wieder Anweisungen, versuchte, seine nicht eingespielte Elf zu lenken. Das gelang in manchen Phasen besser, in manchen schlechter. Für Düren war es schon ein Teilerfolg, dass es nach vier Minuten noch 0:0 stand. Sowohl der FC Barcelona als auch Schalke 04, die beide zuletzt acht Treffer gegen Bayern kassiert hatten, lagen zu diesem Zeitpunkt bereits hinten. Der Oberligist aber nicht.
Tatsächlich machte das Team von Giuseppe Brunetto seine Sache gut, solange die Kräfte hielten. Düren ließ sich nicht nach hinten drängen, sondern attackierte die verdatterten Gastgeber früh. So kamen sie auch nach 20 Sekunden zur ersten Chance durch Marc Brasnic. Für Nübel die erste Gelegenheit, zur Stelle zu sein. Es war nicht der einzige Vorstoß der Gäste, aber bis zu Nübel kam kaum einer mehr. Niklas Süle – der einzige Nationalspieler in der Startelf – und Jerome Boateng hielten dicht.
Die Bayern hatten gute Ansätze, schnell ging es vor allem über Alphonso Davies – und ab und an über Douglas Costa. Der Brasilianer bediente Javi Martinez (4.), versuchte er aus der Distanz (13.) und steckte auch prima aus dem rechten Halbraum zu Rechtsverteidiger Bouna Sarr durch, der Choupo-Moting vor dem 1:0 auflegte. Keine zehn Minuten später ging der Stürmer in einem Zweikampf mit Mario Weber zu Boden, Elfmeter. Müller, links unten, kein Problem. Marc Roca (39.) und Costa (45.) scheiterten noch vor der Pause.
Omerbasic tauchte nach dem Seitenwechsel vor Nübel auf, der parierte ebenso wie auf der Gegenseite Kevin Jackmuth erneut gegen Choupo-Moti1ng (57.). Die Bayern drehten ohne Süle, Müller und Costa weiter auf, vor allem Musiala hatte starke Aktionen. Ein Ball von Choupo-Moting war angeblich nicht im Tor, Ansichtssache. Das 3:0 erledigte der Beste unter den Neuzugängen dann später nach Sarr-Vorlage aus 20 Metern. Martinez traf noch den Pfosten, das war’s. 3:0 – für Bayern okay, für die Gäste auch. „Düren hören“ war am Ende übrigens eher das richtige Motto des Abends. Der Tross aus Westfalen beklatschte jede Szene lautstark. Ein Hauch von Normalität in der Arena, herrlich erfrischend.