München – Bester Mann beim überzeugenden 4:1-Sieg gegen Lübeck, Sympathieträger, bayerische Identifikationsfigur – Marius „Mäsch“ Willsch ist bei 1860 nicht mehr wegzudenken. Das private Interview mit unserer Zeitung über Rettungsprämien, Eisbecher und Timing bei der Hochzeit.
Marius Willsch, das Fachblatt Kicker hat Sie jüngst zum Mann des vierten Spieltags gekürt – haben Sie sich den Artikel schon ausgeschnitten?
Das musste sein, ja. In der Elf des Tages war ich schon mal drin, aber Mann des Wochenendes – das war eine Premiere.
Steht eigentlich eine Torprämie in Ihrem neuen Vertrag?
Leider nicht, das hab ich versäumt. Mein letztes Tor ist ja schon acht Jahre her gewesen, für Haching damals gegen Burghausen. Jetzt hoff ich, dass es nicht wieder acht Jahre dauert, sonst bin ich 37 und spiel in der AH.
Sinnvoller für Sie wäre inzwischen eh eine Auf-der-Linie-Rettungsprämie.
Das muss ich mir vormerken (lacht). Ja, die Aktion gegen Lübeck war schon sauwichtig, fast wichtiger als das Tor. Ich hab mich da einfach dazwischen geschmissen und gespürt, dass mich der Lübecker angeschossen hat. Das nächste, was ich gespürt hab, war dann der Salger, wie er sich vor Freude auf mich draufgeschmissen hat. Da wusste ich: Der Ball ist danebengegangen.
Sie fühlen sich inzwischen voll und ganz als Verteidiger. Hat sich die Perspektive auch außerhalb des Platzes verändert, Stichwort: großes Ganzes?
Das kommt eher mit dem Alter und der Erfahrung. Aber ich mag die Position wirklich sehr gern und weiß, was sie für eine Verantwortung mit sich bringt. Die Risikoabwägung ist nicht immer leicht, aber darin liegt auch der Reiz. Ich will vorne mit anschieben, saubere Bälle spielen, wie es der Trainer verlangt –und hinten trotzdem nichts anbrennen lassen.
Was lässt sich nach vier Spieltagen schon sagen?
Dass uns der Start besser geglückt ist, als uns das viele Experten zugetraut haben. Wir sind als Team weiter gereift, die Mischung aus Alt und Jung passt, und mit dem Sascha haben wir ein echtes Alphatier vorne drin. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass mit etwas Pech auch alle vier Spiele anders laufen hätten können. Es gibt nichts, worauf wir uns ausruhen könnten.
Am Samstag geht’s nach Rostock. 7500 Zuschauer – in diesen Zeiten eine Mörder-Kulisse…
Rostock ist ein ganz anderes Kaliber, auch ohne Zuschauer schon. Aber mit den Fans wird das ein echter Stresstest. Ich freu mich trotzdem extrem drauf, Fußball ist grundsätzlich geiler mit Fans – völlig wurscht jetzt, ob sie für oder gegen dich sind.
In der jüngsten Folge des Löwen-Podcasts haben Sie sich als bodenständigen Familienmenschen vom Land bezeichnet. Wie verträgt sich das mit dem Leben in der Großstadt?
Ohne Probleme. Wir wohnen in Pasing, da wurlt es nicht so wie in der Stadt. Außerdem bin ich eh keiner, der von einem Café zum nächsten fliegt. Mir gefällt das Leben als langweiliger Familienmensch, der nach dem Training zu Frau und Kind heimfährt und an den freien Tagen zu den Eltern nach Pfennigbach (bei Passau, d. Red.).
Ihre Frau stammt aus Schweinfurt. Erziehen Sie Ihre Tochter Mila zweisprachig – Unterfränkisch und Niederbairisch?
(lacht) Dialekt ist mir ganz wichtig – und meiner Frau auch. Ich bin gespannt, was da mal für eine Mischung rauskommt. Die Mila ist ja erst acht Monate alt, da versteht man noch nicht so viel.
Ihre berufliche Zukunft soll im „Ciao Ciao“ liegen, im Eiscafé Ihrer Schwiegereltern in Schweinfurt. Bereit für ein kleines Quiz?
Jetzt bin ich gespannt.
Was kostet der Honeymoon-Becher?
Uh, für eine Person…sieben Euro?
Acht.
Ah so, dann ist der teurer geworden (lacht).
Und das Chicago-Frühstück?
Neun fuchzig, das weiß ich.
Sauber!
Ich hab ja schon öfters ausgeholfen im Café, da muss ich mich doch auskennen.
Beim Feiern sollen Sie sich auch auskennen. Damals beim Aufstieg 2018 haben Sie sich als Bald-Löwe im Mallorca-Urlaub spontan zwei Flaschen Wein reingestellt. Was dürfen wir 2021 erwarten?
So weit denk ich noch nicht, das ist noch ein weiter Weg in dieser engen Liga. Aber sollte es tatsächlich so weit kommen, dann will ich dieses Mal ganz bestimmt nicht bloß als passiver Weintrinker mit dabei sein.
Ihre kirchliche Hochzeit haben Sie zur Sicherheit auf den 5. Juni gelegt. Da würde auch eine Relegation noch dazwischen passen.
Ja, wenn du so einen wichtigen Termin ausmachst, dann musst du alles in Betracht ziehen. Wäre ja blöd, wenn ich erst nach der Kirche zur Festgesellschaft stoßen könnte.
Interview: Ludwig Krammer