Die Hoffnung der Wintersportler war ja stets nur eine vage gewesen. Bis es wieder um Punkte oder Medaillen geht, so war es immer wieder zu hören, könnte sich Corona ja von selbst erledigt haben. Nun ja, am Wochenende läuten die Alpinen den neuen Winter ein. Und klar ist: Das Virus ist präsenter denn je. Was das mit sich bringen wird, davon wird man in Sölden einen ersten Vorgeschmack bekommen. Zuschauer sind nicht zugelassen. Sportler, Betreuer, Medienvertreter oder Organisatoren werden vor Ort streng getrennt. In vier Blasen, die sich an keiner Stelle berühren dürfen.
Und ziemlich genau so wird es weitergehen. In Übersee macht der kalte Sport gar nicht erst Station, die Wettbewerbe wurden nach Europa verlegt. Dort gab die Schweiz bereits bekannt, dass bei ihren Weltcups disziplinübergreifend Fans außen vor bleiben werden. Andernorts hält man das Thema noch offen. Oder man versucht es auf kleiner Flamme, so wie die Macher der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Oberstdorf, die den Behörden wenigstens Wettkämpfe mit kleinen Zuschauergruppen schmackhaft machen wollen. Doch man ahnt: Brodelnde Menschenmassen und bunte Winterfeste wird es in den nächsten Monaten nicht geben.
Man kann Menschen wie dem deutschen Alpindirektor Wolfgang Maier schon folgen, die sagen, eine Wintersaison unter diesen Vorzeichen ist besser als keine Wintersaison. Doch selbst mit Sponsoren- und Fernsehgeldern ist klar: Für den Wintersport geht es in dieser Saison um das blanke Überleben.
Nicht zuletzt die Führungskräfte des Deutschen Skiverbandes (DSV) haben ja schon oft betont, dass Weltcups und vor allem Weltmeisterschaften im eigenen Land ein wichtiger Baustein dafür sind, das System des Sports am Leben zu halten. Vom Profisport bis hinunter an die Basis zur zukunftssichernden Jugendförderung. Auch deshalb hat etwa Oberstdorf sich durch nicht weniger als fünf Bewerbungskampagnen gequält, bis man nach 1987 und 2005 mal wieder eine Nordische Weltmeisterschaft ins Allgäu holen konnte. Mehr als 90 Prozent des DSV-Budgets sind an Veranstaltungen gebunden
Man ahnt: Medaillengewinner oder Weltcupchampions werden auch im Wintersport in den nächsten Monaten zweitrangig sein. Es geht darum, sich selbst zu sichern. Damit es auch in den kommenden Wintern noch Sieger und Besiegte geben kann.
patrick.reichelt@ovb.net