Bielefeld – Spätestens ab Mittwochabend ist der FC Bayern auch in Europa der Gejagte. Mit dem Eingreifen der Münchner in die Champions League gegen Atlético Madrid wird es die Konkurrenz auf den Titelverteidiger abgesehen haben. Das Team von Trainer Hansi Flick muss die Form des titelreichen Sommers möglichst schnell wieder erreichen. Beim überzeugenden 4:1-Sieg bei Aufsteiger Arminia Bielefeld zeigten die Bayern, dass sie auf dem besten Weg dorthin sind. Triple-Form? Lädt . . .
„Wir wollten heute wieder etwas mehr an die 100 Prozent herangehen, die uns im Sommer ausgezeichnet haben – das ist uns gelungen“, sagte Doppeltorschütze Thomas Müller. Mit neun neuen Leute im Vergleich zur Düren-Startelf ließen die Bayern von Beginn an keine Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen. Bielefeld mühte sich mit zwei eng stehenden Viererketten ab, die Münchner aber bewegten sich viel und klug, rissen immer wieder Lücken in den Defensivverbund der Arminia. Müller und Robert Lewandowski stellten die Weichen auch früh auf Sieg. Flick lobte bei Sky: „Die erste Halbzeit war nah an dem, was wir uns vorstellen.“ Auch weil Lewandowski mit seinem zweiten Tor den Bielefeldern noch vor der Pause alle Hoffnungen auf ein Comeback nahm.
Nach Müllers Treffer zum 4:0 schlichen sich aber beim Rekordmeister ein paar Nachlässigkeiten ein. Die Bayern wollten immer mehr, spielten – fast ein wenig übertrieben – weiter nach vorne. Ein missglückter Doppelpass von Corentin Tolisso und Lewandowski mündete in einen Konter, den Bielefelds Bester Ritsu Doan nach Tänzchen gegen Benjamin Pavard zum 1:4 nutzte. Es folgte ein verhängnisvoller Fehlpass des eingewechselten Javi Martinez. Tolisso wollte als letzter Mann per Grätsche gegen Fabian Klos klären, etwas übermotiviert beim Stand von 4:1. Der Franzose erwischte auch nicht den Ball, sondern den Gegenspieler. Für die Notbremse gab es Rot Flick erklärte: „Die Nachlässigkeiten werden wir besprechen. Das ist schon eine Sache, die mich ärgert.“
Der Münchner Trainer hatte aber auch gesehen, dass sein Team selbst in Unterzahl die Kontrolle behielt: „Es ist nichts angebrannt.“ Nachdem es vor der Länderspielpause ordentlich im FCB-Tor gescheppert hatte – viermal in Hoffenheim, zweimal gegen Dortmund, dreimal gegen Hertha – blieb es in Bielefeld bei einem Gegentreffer. „Wir können natürlich besser verteidigen, aber es ist so, dass uns aktuell einige Trainingseinheiten fehlen“, sagte Flick. „Wir hatten eine Woche, um uns auf das erste Bundesligaspiel vorzubereiten. Viel Mannschaftstraining hatten wir nicht. Es wird eine Herausforderung, aber wir nehmen es so an.“
Müller weiß, dass schon am Mittwoch eine weitaus größere Herausforderung auf seine Mannschaft wartet. Atlético ist nach vier Spielen in der heimischen Liga noch ungeschlagen (zwei Siege, zwei Unentschieden), zudem kassierte das Team von Heißsporn Diego Simeone erst einen Gegentreffer. „Atlético wird – gerade was das defensive Bollwerk betrifft – eine andere Hausnummer“, sagte Müller. Und im Angriff haben die Madrilenen mit Luis Suarez (drei Tore) und Diego Costa (1) zwei ganz Abgezockte.
Bielefeld und nun Atlético sind gewissermaßen der Auftakt in knüppelharte Wochen für den Triple-Sieger. In nur 22 Tagen stehen gleich sieben Partien auf dem Programm – darunter drei Königsklassen-Auftritte und das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (7. November). „Jede Mannschaft hat die gleichen Herausforderungen, denen müssen wir uns stellen. Es ist auch ein gewisser Reiz, das als Mannschaft zu bewerkstelligen“, sagte Müller. Die Beschwerden, dass der Spielplan durch die Corona-Pause im Frühjahr enger getaktet ist, kann er nicht nachvollziehen. Der Ur-Bayer gelassen: „Unser Programm? Des pack ma’ scho!“