Eine Warnung vorweg. Die folgenden Zeilen sind sinnlos. Noch mehr: Sie bewirken wahrscheinlich eher das Gegenteil, was sie beabsichtigen. Wenn wir in den letzten Jahren nämlich eines gelernt haben: Bundestrainer Joachim Löw lässt sich nicht von öffentlichem Druck beeindrucken. In trotziger Manier beharrt er sogar bei Gegenwind noch vehementer auf seinem Standpunkt.
Unter dieser Prämisse müsste man umgekehrte Psychologie anwenden. Daher: Bravo, Herr Löw! Sie haben im Frühjahr 2019 alles richtig gemacht, als Sie Thomas Müller aus der Nationalelf geworfen haben. Was wollen Sie mit einem alternden Offensivspieler, der lieber auf Raumsuche geht, anstatt die Löwsche Philosophie aufzusaugen?
Doch abseits dieser Taschenspielertricks kann man nicht ignorieren: Ein Thomas Müller in dieser Form würde der Löw-Truppe sehr gut zu Gesicht stehen. Die Pandemie hat nicht viel Positives zu Tage gebracht. Allerdings hat sie gezeigt, welche Rolle Müller in einer Mannschaft einnehmen kann.
Ohne Zuschauer hört man den 31-Jährigen über die Mikrofone in permanenter Kommunikation mit seinen Mitspielern. Einen verbalen Antreiber sucht man beim DFB indes vergeblich. Toni Kroos verfügt über viele Qualitäten. Ein emotionaler Leader wird der Real-Profi jedoch nicht mehr werden. Neben ihm ist viel Talent mit dem Adler auf der Brust unterwegs. Gerade diesen Spielern könnte ein Weltmeister wertvolle Orientierung bieten. Müller wäre nicht nur dank der Meriten Respektsperson. Mit seinen Leistungen im letzten Jahr hat er den Leistungsknick unter Niko Kovac längst vergessen lassen. Beim FC Bayern trifft er am Fließband, legt so zuverlässig auf, wie sonst kaum jemand. Und das beim Champions-League-Sieger. Bei der momentan wohl besten Vereinsmannschaft der Welt. Eigentlich der passende Maßstab für den Erfolgshunger von Löw. Bei Müllers-Rauswurf hatte der Bundestrainer noch sportliche Argumente auf seiner Seite. Inzwischen nicht mehr. In der Nationalmannschaft sollen die besten Spieler des Landes spielen – unter dieser Maxime ist seine Rückkehr überfällig.
Doch soweit wird es nicht kommen. Joachim Löw wird die Tür für Thomas Müller nicht wieder öffnen. Egal, mit welchem Trick man es bei ihm auch versucht.
Bitte entschuldigen Sie meine sinnlose Zeilen.
Daniel.Mueksch@ovb.net