Der König des Fußballs

von Redaktion

Der legendäre Pele wird 80 – viele halten den Brasilianer für den größten aller Ballzauberer

Santos – Was bleibt einem Jubilar in Corona-Zeiten übrig? Home-office. Im Fall von Pelé heißt dies seit Tagen: Geschenke auspacken, Glückwünsche beantworten, vor allem aber Video-Botschaften im Akkord aufnehmen. Statt in großer Sause feiert „o Rei“, Brasiliens „Fußballkönig“, am Freitag seinen 80. Geburtstag virtuell – und wohlauf. „Ich danke Gott für die Gesundheit, es bis hierhin geschafft zu haben, mit klarem Verstand, nicht sehr intelligent, aber klar im Kopf“, meldete sich der wohl größte Fußballer der Geschichte in einem der Home-Videos schon unter der Woche, gefilmt in seiner Strandvilla in Guaruja bei Santos.

„Wegen Inventur vorübergehend geschlossen“, ist hinter vorgehaltener Hand aus seinem Mitarbeiterstab zu hören, wenn seit Pandemie-Ausbruch Interview-Anfragen aus aller Welt eintreffen, allein zu seinem Ehrentag über 200. Dass es bei der Bestandsaufnahme genug zu zählen gibt, dafür sorgte der in einem kleinen Dorf namens Tres Coracoes (drei Herzen) geborene Edson Arantes do Nascimento selber.

Jüngster Torschütze in einem WM-Finale, als er 1958 in Schweden gegen die Gastgeber mit 17 Jahren und 249 Tagen zweimal traf. Insgesamt gelangen ihm 1281 Treffer in 1363 Spielen. Unzählige Titel überall auf dem Globus mit dem FC Santos, mit Cosmos New York und vor allem die WM-Triumphe 1958, 1962 und 1970 mit Brasiliens Selecao.

Mehr als 21 Jahre schnürte er bis zum Abschied am 1. Oktober 1977 die Fußballschuhe, machte die Rückennummer 10 weltberühmt – nicht als klassischer Spielmacher, eher als hängende Spitze nach heutigem Spielverständnis. In Dribblings verliebt, auf Tore aus, geschossen mit rechts oder links, mit Gewalt oder Raffinesse, per Kopf oder Fallrückzieher förmlich in der Luft schwebend. Pelé, der Ballzauberer, konnte alles. „Das Schwierige ist nicht, tausend Tore zu schießen wie Pelé, sondern ein Einziges wie Pelé“, schrieb Brasiliens Poet Carlos Drummond de Andrade in einer Ode an den Modellathleten Pelé.

Im zweiten Leben versuchte sich der aus einfachen Verhältnissen stammende Afrobrasilianer als Sänger, Schauspieler, Sportminister und Unternehmer, versilberte seinen Ruf in Werbekampagnen und nutzte den Ruhm als Fußball-Botschafter.

„Angenehm, ich bin Ronald Reagan, aber Sie brauchen sich nicht vorzustellen. Jedes Kind weiß, wer Sie sind“, wurde er vom damaligen US-Präsidenten im Weißen Haus begrüßt. Eine von vielen Anekdoten, die sich um den Mythos ranken.

Das Talent bekam Pelé von Vater Dondinho in die Wiege gelegt, weitervererbt hat er es nur leidlich. Von seinen sieben Kindern versuchten sich nur die beiden Söhne Edinho (Profikarriere als Torhüter und Trainer), der wegen Geldwäsche und Verwicklung in Drogengeschäfte Haftstrafen absaß, und Joshua (College-Fußball in den USA) am Ball, mit wenig Erfolg.

Edinho war zuletzt so etwas wie das Sprachrohr seines Vaters. Im Februar streute er Gerüchte über Depressionen, Pele entgegnete: „Ich habe meine guten wie auch meine schlechten Tage. Das ist für Menschen in meinem Alter normal.“ Doch die Operationen an Niere (November 2014), Prostata (Mai 2015), Wirbelsäule (Juli 2015) oder an der Hüfte (Dezember 2015) sowie der Tod von Bruder Zoca (77) im März haben Spuren hinterlassen.

Unanfechtbar ist Pelés Nachruhm. Zico, Superstar der 80er-Jahre, erklärte dieser Tage: „Pelé ist der beste Spieler aller Zeiten – und das mit Abstand.“

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