München – Wenn ein Schrei vom Feld in einem Stadion zu hören ist, ist das meist kein gutes Zeichen, zumindest in normalen Zeiten. In jenen von Geisterspielen ist die Geräusch-Diagnose noch genauer zu stellen. Im Fall von Alphonso Davies muss man also sagen: Wenn ein Schrei in einem leeren Stadion widerhallt, dann ist das ein richtig schlechtes Zeichen. Und wenn dann auch noch Thomas Müller mit besorgtem Blick das Wort „Sprunggelenk“ in Richtung Ersatzbank brüllt, dann ist schnell klar: Schlimmer geht’s kaum.
Keine Minute war gespielt, ehe sich am Samstag, beim 5:0 gegen Eintracht Frankfurt die Szene ereignete, die allein beim Zuschauen wehtat. Ohne Fremdeinwirkung war der Kanadier, zum ersten Mal seit drei Bundesliga-Spielen in der Startelf, in der Vorwärtsbewegung am Rasen hängen geblieben und mit dem rechten Fuß derart über den Schlappen geknickt, dass die Diagnose kaum überraschte. Von einem Bänderriss sowie dem Anriss eines weiteren Bandes berichtete Trainer Hansi Flick nach der Partie, Ausfallzeit sechs bis acht Wochen. Realistisch gesehen dürfte die Hinrunde für den Shootingstar der letzten Saison gelaufen sein.
Das ist bitter, sehr sogar, zumal Davies gerade dabei war, sich aus einem kleinen Tief zu kämpfen. Er wollte seine Chance gegen Frankfurt nutzen, um zu zeigen, dass er es genauso gut – oder besser? – kann als Lucas Hernandez, der auf der linken Abwehrseite derzeit die Nase vorne hat. Immerhin blieb er tapfer: Von „einem kleinen Rückschlag“ schrieb er später – und versprach: „Ich werde stärker zurückkommen.“
Bis dahin muss und will Flick kreativ sein. Hernandez ist fit und bereit, aber „wenn ein Spieler ausfällt in der Qualität von Davies, dann tut das natürlich der Mannschaft weh“, sagte der Coach. Er will sich die Möglichkeit offen halten, „immer mal wieder zu wechseln“, als Optionen gelten Rechtsverteidiger Benjamin Pavard (der dann vom am Samstag verbesserten Bouna Sarr ersetzt werden könnte) oder aber U 23-Spieler. Alles allerdings kein Vergleich zu „Roadrunner“ bzw. Pechvogel Davies. hlr