Corona hat die Ligen im Griff

Zwischen Stäbchen und Kochtopfdeckel

von Redaktion

HANNA RAIF

Aus Sicht des FC Bayern und der ganzen Liga muss man sagen: Zum Glück hat der Triple-Sieger die Spiele gegen Atletico Madrid (4:0) und Eintracht Frankfurt (5:0) souverän gewonnen. Denn man möchte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte es in einer der beiden Partien ohne den wohl falsch-positiv getesteten Serge Gnabry eine Niederlage gesetzt. Dann hätte die Diskussion, die nun die zweite und dritte Liga beschäftigt, auch das Oberhaus im Griff. Missratene Test wie bei den Würzburger Kickers oder auch Türkgücü München hätten den Wettbewerb verzerrt. Der Fall Würzburg ist da für die DFL doch dankbarer, als es ein Fall Gnabry wäre.

Falsche Ergebnisse sind ärgerlich, für jeden. Dass sie aber vorkommen, beweist die simple Statistik. Auch die Bundesliga kann sich vor dieser nicht verschließen, der Corona-Alltag – das hat allein dieses Wochenende gezeigt – hat den Profi-Fußball längst wieder fest im Griff. Während sich die Protagonisten von Teststäbchen zu Teststäbchen zittern, schauen die Verantwortlichen bange auf Inzidenzwerte und (fragwürdige) Entscheidungen der Behörden. Höhepunkt: 4500 Zuschauer auf der Union-Tribüne im Corona-Hotspot Berlin – mit Gesangverbot zum Schweigen gebracht, mit Kochtopfdeckeln zum Krachmachen angereist. Absurder geht’s kaum.

Sechs Wochen hat die Politik den Profi-Ligen gegeben, die offizielle Testphase zur Teil-Zulassung der Fans ist nun abgelaufen. Schon jetzt gibt es Stimmen, die Evaluierungsphase auszuweiten. Dass Stadien und Hallen bisher nicht als Infektions-Orte auffielen, dient als Argument. Als (besseres) aber sollte der Appell der Kanzlerin gesehen werden, Kontakte zu minimieren und am besten daheim zu bleiben. Warum also ins Stadion gehen?

Die Fan-Diskussion ist müßig. Priorität im Fußball aber muss ohnehin inzwischen wieder die Aufrechterhaltung des Wettbewerbs haben. Da ist die Branche aktuell im Vorteil, sie hat sich Vertrauen erarbeitet und steht nicht im epidemiologischen Mittelpunkt. Die Testkapazitäten reichen aus, daher sind Disziplin und Demut die besten Ratgeber in den kommenden Monaten. Für die negativ getesteten Profis, die positiven – und auch die falsch positiven. Es wird weitere geben. Denn dieses Wochenende gehörte ja leider noch zum Anfang der harten Hinrunde.

Hanna.Raif@ovb.net

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