Chef Kimmich rettet die Bilanz

von Redaktion

Bayerns 2:1 in Moskau – ein echter Arbeitssieg: „Nicht brilliert, aber zufrieden“

VON HANNA RAIF

Moskau/München – Der letzte Eckball wurde gestern Abend getreten, da war die Nachspielzeit schon abgelaufen. Er kam von rechts, der Ball war lange in der Luft – und wurde aus der Gefahrenzone geköpft. Endlich Abpfiff. Hansi Flick pustete nach diesem 2:1 (1:0) gegen Lokomotive Moskau – einem harten Stück Arbeit – einmal kräftig durch. So ein Spiel hatte sein FC Bayern lange nicht erlebt.

„Das war ein Arbeitssieg, nicht unser bestes Spiel“, bestätigte Joshua Kimmich, oder anders gesagt: Der Mann des Abends. Denn erst der Treffer des Nationalspielers elf Minuten vor Schluss sorgte für den Sieg des Triple-Siegers, der knapp, aber letztlich doch verdient war. Leon Goretzka hatte die Bayern früh in Führung gebracht (13.), Anton Mirantschuk (70.) aber vor rund 8196 Zuschauern ausgeglichen. Dann wurde es zur echten Zitterpartie. Letztlich aber traten die Bayern die nächtliche Heimreise mit dem 13. Champions-League-Erfolg in Folge im Gepäck – und zufrieden – an.

„Es ist normal, dass man mal solche Spiele hat“, sagte Flick und fügte hinzu: „Wenn man sie gewinnt, ist es doch umso schöner.“ Gewohnt ist man einen Auftritt wie gestern beim erfolgsverwöhnten Dauer-Sieger aus München aber nicht mehr. „Jeder, der sagt, wir hätten das Spiel eher entscheiden müssen, hat Recht“, sagte Manuel Neuer, der immer wieder gefordert war. Die Bayern mussten 90 Minuten gegen die Gastgeber und deren dicht an dicht stehende Fans kämpfen. Neuer bestätigte: „Wir mussten viel für diese drei Punkte tun.“

Flick hatte sich für dieselbe Elf entschieden, die er schon beim 4:0-Auftaktsieg gegen Atletico Madrid aufs Feld geschickt hatte. Sowohl der aus Quarantäne entlassene Serge Gnabry als auch Leroy Sané nahmen zunächst auf der Bank Platz, Thomas Müller kam über rechts, Corentin Tolisso verstärkte die Zentrale. Dennoch entwickelte sich ein vollkommen anderes Spiel. Schon nach drei Minuten hatte Moskaus Stürmer Fedor Smolov die Führung auf dem Fuß, es sollte ein Warnschuss sein für alles, was in diesen hitzigen 90 Minuten noch folgte. Zwar hatten die Bayern das Spiel in der Hand, wurden aber immer wieder von den clever spielenden Moskauern überrascht. Es war nur gut, dass das 1:0 durch den starken (und zur Halbzeit ausgewechselten) Goretzka früh viel. Ein wunderbarer Spielzug, von Tolisso mit Diagonalball eingeleitet, von Benjamin Pavard volley in die Mitte gegeben, von Goretzka verwertet.

Eine Kopie dieses Angriffs hätte beinahe zum 2:0 geführt, aber Kingsley Coman – gegen Atletico noch der Held – traf nur den Pfosten (25.). Später vergab Kimmich nach Vorarbeit des eingewechselten Gnabry (56.), Coman zielte nach feinem Doppelpass mit Kimmich zu hoch (69.). Und weil das zweite Tor lange ausblieb – und Robert Lewandowski nach VAR-Abseitsentscheidung ein Elfmeter verwehrt wurde –, wurden die Gastgeber stärker. Noch vor der Pause hatte Daniil Kulikow den Ausgleich auf dem Fuß, in der 70. Minute bediente Zé Luis Mirantschuk.

Moskau wollte, haute alles rein, die Bayern-Abwehr stand oft nicht gut. Letztlich ging der Dank an Kimmich, der zentral vor dem Sechzehner den Ball annahm, sich drehte – und das Leder aus 22 Metern in die Maschen knallte. „Wir nehmen den Sieg so mit, auch wenn wir wissen, dass wir nicht brilliert haben“, sagte der Bayern-Regisseur. Also: Einmal durchpusten – und ab nach Hause!

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