Nur kurz im Lockdown

von Redaktion

Bobfahrer weniger betroffen als Rodler, die um WM kämpfen

München – Die Stippvisite daheim fiel kürzer aus, als ursprünglich geplant. Von Sonntagabend bis heute Vormittag hat sich Johannes Lochner in Berchtesgaden aufgehalten, vom Corona-Lockdown, sagt der Bob-Weltmeister von 2017, „kriege ich also nicht so viel mit“. Zweieinhalb Tage hat er sich gegeben, um seine sieben Sachen umzupacken und ein bisschen „Kleinscheiß“ zu erledigen. „Die offiziellen Einkleidungsklamotten sortieren, Kufen schleifen, Polierzeug holen“, alles Gänge beruflicher Natur, offiziell erlaubt. Heute geht es weiter nach München, also: Weg vom Wahnsinn am Fuße des Watzmann – der die Rodler allerdings härter trifft als die Kollegen des Bob-Teams.

Drei offizielle Weltcup-Eiskanäle gibt es für Lochner und seine Kollegen, unter anderem Serien-Weltmeister Francesco Friedrich, in Deutschland. Und man kann schon von Glück sprechen, dass jene, die am Königssee steht, in den Planungen von Bundestrainer Rene Spies heuer kaum eine Rolle spielt. Die erste Trainingswoche auf Eis fand bis zum vergangenen Sonntag in Winterberg statt, kommende wird dann in Altenberg weiter getestet und getüftelt. Zehn Einheiten, rund 30 Fahrten, haben Lochner und sein Team bereits in den Knochen, er sagt: „Uns brummt ganz schön der Schädel.“ Optimal sind die Bedingungen nicht gewesen, „das Eis war schlecht, es war viel Reif in der Bahn“, erzählt er. Beklagen allerdings will er sich nicht: Man ist als olympischer Sportler aktuell froh, wenn man seinem Beruf nachgehen darf.

Der 30-Jährige hat schon viel erlebt, er ist seit 2015 im Weltcup, hatte überragende, durchwachsene und zuletzt solide Zeiten. „Große Einschätzungen“ für die kommende Saison, die mit dem Weltcup am 20. November im lettischen Sigulda startet, kann er aber nicht geben. Was er weiß: Dass er wie Friedrich von Chefcoach Spies gesetzt ist, sich also aktuell voll aufs Testen diverser Bobs konzentrieren kann. Das war in Altenberg so, das wird in Winterberg so sein. Lochner: „Und dann werden wir eine Tendenz haben.“

Diese wird wichtig sein, und zwar für das gesamte Team. Denn nach der anstehenden Saison, die einfach irgendwie durchgezogen werden soll (Lochner: „Zur Not mit Doppel-Weltcups“) steht die olympische an. Lochner und der Rest sollen und wollen in Peking liefern, dafür ackern sie schon jetzt, so gut es eben geht. Dem Sport wird sowieso – in Corona-Zeiten aber noch viel mehr – alles untergeordnet. Strenge Hygieneregeln gelten an jeder Bahn, ansonsten herrscht die Devise: „Kein Kaffee, kein Bier, sondern: Hotelzimmer, Kraftraum, Bahn – aus.“

Die Rodler hatten bereits einen Fall im Team, es wurde umdisponiert. Zudem erschwert der Lockdown die Planung für die WM im Januar am Königssee. Lochner und der Rest haben da wieder Glück: Ihre WM steigt im Februar – in Altenberg.

HANNA RAIF

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