Hamburg – „Mistkerl“ schimpfte Lando Norris in Richtung von Lance Stroll und wollte aufgebracht wissen: „Was zur Hölle macht das A… da?“ Bis auf die vulgäre Wortwahl des Briten eine berechtigte Frage, die sich viele Fans und Experten wegen der ganzen Patzer schon seit vier Jahren stellen: Was macht Lance Stroll eigentlich da in der Formel 1?
„Ich habe mir diesen Weg nicht erkauft“, sagt Stroll immer wieder über seinen Weg in den elitären Zirkel der Königsklasse. Stimmt, es war sein Papa. Das Vermögen von Lawrence Stroll wird von Forbes auf etwa 2,6 Milliarden Dollar geschätzt, mit etlichen Millionen sicherte der Unternehmer seinem Sohn 2017 bereits den Einstieg beim Traditionsteam Williams.
Ein gutes Jahr später kaufte Vater Stroll mit Force India gleich ein ganzes Team, änderte den Namen in Racing Point, aus dem 2021 wiederum Aston Martin hervorgeht. Und mit Ex-Weltmeister Sebastian Vettel bekommt Stroll junior dann den wohl bekanntesten Fahrlehrer der Welt. Doch zumindest Norris glaubt nicht mehr daran, dass der Heppenheimer Stroll in die Spur bringen kann.
Stroll „scheint bei nichts, was er tut, etwas zu lernen, das passiert oft mit ihm“, sagte McLaren-Mann Norris über den Unfall mit dem Kanadier in Portugal, der das Rennen für beide ruinierte. Die Schuld für den Crash lag laut der Stewards aber bei Stroll. Beim kommenden Grand Prix in Imola (Sonntag, 13.10 Uhr/RTL und Sky) will Norris dem 21-Jährigen möglichst aus dem Weg gehen: „Ich muss einfach sichergehen, dass ich beim nächsten Mal wegbleibe.“
Immer wieder Stroll. Neben einigen starken Vorstellungen wie zwei dritten Plätzen sind es seine wiederkehrenden Aussetzer, die sein Image als nicht Formel-1-reifes Milliardärs-Söhnchens zementieren. „Geld kann kein Talent kaufen“, sagte Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve wiederholt über seinen Landsmann.
Sogenannte Paydriver, also Piloten, die für ihr Cockpit bezahlen, gab es in der Formel 1 schon immer. Selbst Legenden wie Niki Lauda oder Michael Schumacher mussten in Vorkasse gehen, um den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Doch der Fall Stroll treibt es auf die Spitze. Denn die meisten Bezahlfahrer verschwanden nach einiger Zeit wieder, wenn die Leistung nicht stimmte. Wie so oft in den Vorjahren liegt Stroll erneut in der WM-Wertung hinter seinem Teamkollegen zurück, Sergio Perez hat 17 Punkte mehr auf dem Konto. Doch Stroll hat wohl über Jahre hinaus einen der begehrten Jobs in der Formel 1 sicher.
Nächste Saison fährt Stroll neben Vettel. „Seb in unserem Team zu haben, ist eine sehr aufregende Chance für unsere Mannschaft“, sagte er. Und vielleicht kann sich Stroll ja etwas abschaun. sid