München – Es lief in der Partie gegen Lokomotive die 70. Spielminute, als Moskaus Flügelflitzer Ze Luis im Rücken der hoch aufgerückten Bayern-Abwehr entwischte. Das Resultat: Er bereitete das 1:1 von Anton Mirantschuk mustergültig vor – und offenbarte die einzige Schwachstelle im Spiel des FC Bayern gnadenlos. Die Mannschaft von Trainer Hansi Flick ist und bleibt durch ihr hohes Pressing enorm anfällig bei langen Bällen hinter die Viererkette.
Das blieb auch dem Münchner Chefanweiser nicht verborgen: „Moskau hat es sehr gut gemacht. Sie sind tief gestanden und haben dann immer mal wieder mit langen Bällen operiert. Damit haben sie uns schon das eine oder andere Mal weh getan, weil wir auch unnötige Meter laufen mussten.“ Konkret auf das Gegentor angesprochen analysierte Flick, dass sein Team in diesem Moment die Linie nicht so gehalten hätte, „wie wir das normal machen. Da war ein Spieler den Tick zu weit hinten drin und hat das Abseits aufgehoben. Das sind Dinge, die wir besser machen müssen.“
Einen Spieler-Namen nannte der Triple-Trainer freilich nicht, beim Studieren der TV-Bilder wird aber deutlich, dass Niklas Süle in besagter Situation das Abseits aufhob und sich nicht auf gleicher Höhe mit David Alaba befand. Die Münchner Hintermannschaft wackelte aber nicht nur in dieser einen Szene, sondern ließ auf ähnliche Art und Weise einige Torchancen der Moskauer zu.
„Man kann diese Situationen nicht immer verteidigen. Grundsätzlich ist es unsere Spielweise, dass wir hoch stehen und den Gegner weiter vorne attackieren. Lange Bälle in die Tiefe sind unangenehm. Ich kann nicht jeden Ball ablaufen und wir können auch nicht alles verteidigen in der Innenverteidigung“, befand Kapitän Neuer. Man habe auch gegen schnelle Spieler gespielt, da sei es dann „auch ganz normal, dass was passieren“ könne.
Siegtorschütze Joshua Kimmich legte den Finger da mehr in die Wunde und zog Parallelen zur bisher einzigen Saisonniederlage: „Es hat mich ein bisschen an Hoffenheim erinnert, dass der Gegner mit einfachen Mitteln und langen Bällen zu klaren Torchancen kommt. Das darf uns auf dem Niveau und in der Häufigkeit nicht passieren!“ Auffällig: Moskau spielte seine Angriffe oft gezielt über die linke Seite, weil Lucas Hernandez für einen Außenverteidiger nicht die Geschwindigkeit mitbringt, wie es etwa der verletzte Alphonso Davies tut. Diese Taktik hätte beinahe zu einem Moskauer Punktgewinn geführt.
Allerdings: Bereits in der Triple-Saison schafften es die Gegner regelmäßig, die Bayern-Abwehr mit langen Bällen hinter die Kette zu überspielen. Doch in zahlreichen Situationen klärte dann besagter Davies im letzten Moment mit einem beherzten Tackling oder einer erfolgreichen Grätsche. bok, hlr