Vor Handball-Länderspielen

Die Verbände sind am Zug

von Redaktion

PATRICK REICHELT

In dieser Woche war also auch für Filip Jicha die Zeit gekommen, sich zu Wort zu melden. Den einstigen Welthandballer und heutigen Trainer des THW-Kiel trieb die Sorge um seine Sportart um. Länderspiele, so argumentierte Jicha in einem Interview, seien das Schaufenster der Handballer und damit notwendig. Und sei es nur um die Sportart im Gespräch zu halten. Man muss gar nicht auf die TV-Quoten der Großturniere schauen, um zu ahnen: Da ist was dran. Nationalmannschaften sind eine Klammer, hinter der sich dei Fangemeinden vereinigen. Deshalb ist es ja richtig, dass etwa die Weltmeisterschaft im Januar in Ägypten nicht in Frage gestellt wird.

Doch dieser Tage geht es nicht darum, über Sinn und Unsinn eines einzelnen Highlights zu diskutieren. In ganz Europa stehen kommende Woche Länderspiele auf dem Programm. Und das heißt vor allem eines: Spieler reisen durch Länder, in Spielorte, die auf der Pandemiekarte dunkelrot aufscheinen. Für viele Vereinsverantwortliche war das zuletzt zunehmend eine Horrorvision. Was wird passieren? Sind die Akteure auf Reisen bestmöglich vor Infektionen geschützt? Haben die Profis bei der Rückkehr eine Quarantäne zu erwarten? Dinge eben, die eine komplizierte Saison noch ungleich komplizierter machen würden.

Auf die Sorgfalt der jeweiligen Gastgeber zu setzen, ist eine Sache. Gefragt aber sind die jeweils aufnehmenden Verbände. Die absolute Sicherheit mag es nicht geben. Aber auch sie können das Risiko zumindest minimieren. Völlig zurecht forderte nicht zuletzt auch die Bundesliga entsprechende Garantien ein. Viele Verbände wie etwa der Deutsche Handball Bund haben sie inzwischen abgegeben, die Partien so anzugehen, wie es etwa auch die meisten Clubs der Champions League auch tun. Man reist im Charterflug, mietet sich in Hotelblasen ein, vom sonstigen Publikum getrennt. Und man garantiert die obligatorischen Tests, mit denen sich nicht zuletzt auch bei der Wiedereinreise die sonst fällige Quarantäne aussetzen lässt.

Für die Vereine sind diese Dinge schon lange bittere Realität, und an ihr kommen auch die Verbände der verschiedenen Nationen nicht vorbei. Viele haben sich dem nun gefügt, aber eben (noch) nicht alle. Ihnen wird und ihnen muss die Bundesliga ihre Spieler verweigern. So hart sind diese Zeiten geworden.

patrick.reichelt@ovb.net

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